Mit James Rosenquist starb am 31. März einer der letzten Helden der amerikanischen Pop-Art mit 83 Jahren. Die große Soloschau, die vor Kurzem im Kölner Museum Ludwig eröffnet hat, hatte der Künstler noch selbst mitentwickelt und autorisiert.
Für Rosenquist konnte kein Bildformat groß genug sein. 1933 in North Dakota geboren, kam er in den 50er-Jahren nach New York, um seinen Lebensunterhalt als Maler von Werbe- und Kinoplakaten zu verdienen. Den Ruf des "Billboard-Michelangelo" ist der Künstler nie ganz losgeworden, woran Rosenquist nicht ganz unschuldig ist. Er hat in Interviews stets betont, dass ihn die Plakatmalerei stärker beeinflusste als das Kunststudium in Minneapolis und später in New York.
"Ich lernte Sachen so gut zu malen, dass man sie essen wollte", hat Rosenquist einmal gesagt. Er beließ es allerdings nicht bei der Darstellung leckerer oder sonst wie ansehnlicher Dinge, sondern blickte vor allem in die Abgründe der US-Konsumkultur. Das 26 Meter lange Bild "F-111" von 1964/65 konnte 2005 im Kunstmuseum Wolfsburg nur in Form einer Vorlagen-Collage gezeigt werden. Im Museum Ludwig ist das Originalgemälde zu sehen. Auf maliziös unappetitliche Weise kombiniert Rosenquist darin Cremetorten, Autoreifen, Glühbirnen oder ein blondes Mädchen unter einer Trockenhaube mit dem Hauptmotiv des Kampfflugzeugs F-111 – dem damals produzierten Waffenfetisch schlechthin.
Neben diesem Schlüsselwerk, in dem sich der Betrachter dank eingebauter Aluminiumpaneele auch selbst spiegelt, werden noch zwei weitere Rauminstallationen gezeigt, die Rosenquist in New York schuf: "Horse Blinders" und "Horizon Home Sweet Home". Damit sind erstmals drei große Werke zu sehen, die der Künstler bis 1970 für die Castelli Gallery konzipierte. Rosenquists Mammutwerk "Star Thief" von 1980, auf dem Speckstreifen im All schweben, zählt schon lange zu den Hauptattraktionen des Museums Ludwig.
Die Retrospektive will die politischen Anliegen des Künstlers herausarbeiten, daher wird die Exponatreihe durch Archivunterlagen, Collagen – die Rosenquist als Quellenmaterialien ansah – und die zahlreichen von ihm benutzten Anzeigen aus "Life"-Magazinen ergänzt.
Rosenquist kam aus der Werbung, die auf Überwältigung setzt. Als Künstler wollte er aber, dass sein Publikum auf kritische Distanz zu den Bildinhalten ging. Und manchmal zu den Titeln: "Swimmer in the Econo-mist" hieß eine Auftragsarbeit 1997/98 für Berlin, die jetzt auch in Köln zu sehen ist.