In den Deichtorhallen Hamburg werden gerade die Porträts von Alice Neel (1900–1984) gefeiert – ihre Bildnisse von Nachbarn und Freunden, Bekannten und Passanten gehören zu den einfühlsamsten Menschenbildern des 20. Jahrhunderts.
Die Galerie Aurel Scheibler, die Neels Nachlass seit Langem und beharrlich in die Öffentlichkeit bringt, nutzt die Gelegenheit, eine andere Seite der Amerikanerin zu zeigen: ihre politisch und gesellschaftlich aufgeladenen Stadtlandschaften. Vor allem in den 30er-Jahren, Neel lebte mit ihrer Familie das Leben der mittellosen Künstlerboheme in Greenwich Village, fing sie den Alltag der von der Großen Depression gezeichneten Arbeiterklasse ein – einmal tragen die Passanten unter der Hochbahn sogar Totenköpfe statt Gesichter.
Eines der bemerkenswertesten Bilder zeigt eine kommunistische Demonstration gegen Nazi-Deutschland: Der Text ihres Schildes sprengt die Komposition des Bildes auf, so wichtig ist die Botschaft.