Auf dem Rundgang durch das 25.000 Quadratmeter große grüne Museum nahe der Zoobrücke und dem Rheinufer dämmert es schnell, dass auch das diesjährige Programm dem klassischen Gattungsbegriff eine Absage erteilt. Zum 20. Geburtstag von KölnSkulptur haben die Betreiber Boris und Susanne Stoffel die spanische Kuratorin Chus Martínez mit ins Boot geholt. Sie hat schon die Karlsaue für die Documenta 13 nach passenden Plätzen für Skulpturen durchforstet. Das Vermessen von Grünstreifen ist ihr also nicht fremd.
Für ihren Kölner Beitrag hat sie den etwas kryptischen Titel "La Fin de Babylone. Mich wundert, dass ich so fröhlich bin!" gewählt. Acht Künstler haben neue ortsspezifische Arbeiten produziert, die laut Martínez "den Schlüssel für den Beginn einer neuen Welt" beinhalten. In Zeiten allgemeiner Ohnmachtsgefühle wird die Kunst ja wohl noch Wunder vollbringen dürfen. Und so kreisen die Werke etwas vage um das weite Feld der Digitalisierung, bangen um das Verhältnis von Mensch und Maschine, oder sehnen sich nach dem analogen Schoß der Mutter Natur, wie etwa bei Claudia Comte, die den vorhandenen Baumbestand mit einem Feld aus marmornen Kakteen optimiert hat – damit kommt auch der Klimawandel elegant zur Sprache.
Für den brasilianisch-schweizerischen Pedro Wirz ist das ein willkommener Anlass, über heißen Steinen riesige Spiegeleier aufzuschlagen. Das lockt allerlei an, allen voran einen aus Styropor und Bronze geformten Wegwerf-Riesenfuchs von Lin May Saeed. Andrea Büttner bietet Vögeln mit einer himmelblauen Beton-Tränke eine Zuflucht, Teresa Solar beobachtet eine gigantische Schnecke beim Aufwühlen des Erdreichs, und der Argentinier Eduardo Navarro schreibt "Letters to Earth" in Form von auf dem Boden zerstreuten Walnuss-Attrappen, in denen ein echter Kern steckt.
Das Anliegen dieser märchenhaften Metamorphosen ist die Wiederaufnahme der längst abgestellten Kommunikation zwischen Natur und Ding. Wenn Solange Pessoa ihre aus Speckstein geformten Wasserbecken unter freiem Himmel aufstellt, beteiligt sich dieser am Kunstwerk mit Regen. Und auch die Nässe aus der Erde saugt sich in den Stein hinein.