Der deutsche Kunsthistoriker und amtierende Direktor der Uffizien, Eike Schmidt, wird die Leitung des Kunsthistorischen Museums (KHM) in Wien übernehmen. Der 49-Jährige werde das Haus bereit für das 21. Jahrhundert machen, sagte Kulturminister Thomas Drozda am Freitag in Wien. "Es gilt jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen", so der Minister. Im zweiten Halbjahr 2019 soll Schmidt seine neue Position als Chef des größten österreichischen Museums antreten. Er wolle das Haus in das digitale Zeitalter führen: "Ein Museum wie das KHM hat die Möglichkeit, ein Schaufenster für die ganze Welt zu sein." Er wolle alle Plattformen im Netz ausnutzen, ob auf höchster wissenschaftlicher Ebene oder auf Social Media.
Das KHM ist eines der zehn bedeutendsten Museen der Welt. Es ist vor allem für seine Gemälde der Alten Meister wie Albrecht Dürer, Tizian oder Peter Paul Rubens bekannt. Für Drozda ist es das "Herzstück innerhalb der österreichischen Museumslandschaft". Zum KHM gehören auch kleinere Ableger, wie die kaiserliche Schatzkammer oder das Globenmuseum.
Schmidt steht seit 2015 den Uffizien in Florenz vor, in denen Meisterwerke wie Botticellis Venus zu sehen sind. Er werde nach dem regulären Ende seines vierjährigen Vertrages nach Wien wechseln, weshalb seine Amtszeit in Österreich etwas später, als vom Kulturministerium ursprünglich geplant, beginnen wird. Der Abgang aus Italien sei nicht übereilt, findet Schmidt. "Ich habe bisher viel mehr realisieren können, als ich mir erträumt hatte. Ich denke, dass es am Ende der Zeit in Florenz ein Selbstläufer sein wird."
15 Personen, zehn Männer und fünf Frauen, haben sich um die ausgeschriebene Position der wissenschaftlichen Leitung in Wien beworben. Auch die seit 2009 amtierende Generaldirektorin Sabine Haag zeigte sich an einer Verlängerung ihres Vertrags interessiert. Eine Expertenkommission habe sich aber klar für das Konzept des 49-jährigen Schmidt ausgesprochen.
Geboren in Freiburg studierte Schmidt Moderne und Mittelalterliche Kunst an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. In den 90er Jahren lebte und arbeitete er in Italien, von 1994 bis 2001 forschte er am Deutschen Kunsthistorischen Institut in Florenz. Später folgten Posten als Kurator in der National Gallery of Art in Washington und im J. Paul Getty Museum in Los Angeles. In London war er beim Auktionshaus Sotheby's Experte für Skulptur und angewandte Kunst in Europa. Danach leitete er die Abteilung für Dekorative Kunst, Textilien und Skulptur am Minneapolis Institute of Arts.
Seine Bestellung nach Florenz galt im Zuge der Museumsreform Italiens als Paukenschlag. Er war 2015 der erste Nicht-Italiener als Uffizien-Direktor. Bei seinem Antritt versprach er, die langen Wartezeiten vor dem Eingang in das berühmte Museum zu verkürzen und es besucherfreundlicher zu machen. Zudem habe er nach eigenen Aussagen die Zusammenarbeit mit anderen Kulturinstitutionen vertieft und neue Geldgeber, wie etwa auch das Modelabel Gucci, gewinnen können.