"Art Without Death: Russischer Kosmismus" in Berlin
Das Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) blickt auf die Russische Avantgarde und die Strömung des Russischen Kosmismus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, welcher für die Forderungen nach physischer Unsterblichkeit der Lebenden, Wiedererweckung der Toten und Reisen ins All stand. Die Schau mit dem Titel "Art Without Death: Russischer Kosmismus" verbindet Arbeiten der Russischen Avantgarde aus der Sammlung George Costakis mit zeitgenössischen Positionen. Zu sehen sind unter anderem Filme von Anton Vidokle und eine Installation von Arseny Zhilyaev. Darüber hinaus untersucht eine zweitägige Konferenz das Ineinandergreifen von Kunst, Wissenschaft und Ideologie, deren Ursprünge im Russischen Kosmismus liegen und die bis heute nicht an Wirksamkeit verloren haben. Was Kosmismus ist, erklärt der Philosoph Boris Groys im Interview mit "Deutschlandfunk".
"Art Without Death: Russischer Kosmismus", Haus der Kulturen der Welt (HKW), Berlin, 1. September bis 3. Oktober
Architekturentwürfe von Wenzel Hablik in Berlin
Wenzel Hablik gilt als wichtiger Vorreiter für Architektur und Design der Moderne. In Berlin zeigt der Martin-Gropius-Bau eine umfassende Ausstellung seines Werks. Auf knapp 1000 Quadratmetern sind Ölgemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Designobjekte und Dokumente des im böhmischen Brüx geborenen Künstlers (1881-1934) zu sehen, wie das Museum am Freitag vor der Eröffnung mitteilte. "Seine Werke zeichnen sich durch eine bis heute überraschend zeitgemäße Formensprache aus", erklärt Katrin Maibaum, Kuratorin der Ausstellung und Direktorin des Wenzel-Hablik-Museums in Itzehoe. Das Hauptaugenmerk liegt ihren Angaben zufolge auf dem utopischen Architekturkonzept, das der Künstler 20 Jahre lang entwickelte. Ausgangspunkt waren zunächst Kristalle, aus denen in seiner Fantasie Märchenschlösser und Bergwelten entstanden. "Muss ich schon an der Erde kleben - dann wenigstens nicht mit dem Hirn", sagte er einmal. Als Rekonstruktion ist auch das bunt und geometrisch gestaltete Esszimmer zu sehen, das Hablik 1923 in seiner Villa in Itzehoe schuf. Es war erst 2013 fast unbeschadet wiederentdeckt worden - er hatte es zu Beginn der Nazizeit unter einer neutralen Tapete versteckt. (dpa)
Martin-Gropius-Bau, 2. September bis 14. Januar
"Miró - Welt der Monster" in Brühl
Die kindlich-naiv erscheinenden Bilder mit koboldartigen Strichmännchen des spanischen Künstlers Joan Miró (1893-1983) sind berühmt. Weniger bekannt sind Mirós bizarre Skulpturen. Unter dem Titel "Miró - Welt der Monster" stellt das Max Ernst Museum Brühl aus Fundstücken und ausgedienten Gegenständen kombinierte Figuren aus, die Miró anschließend in Bronze gießen ließ. Rund 40 bis zu drei Meter hohe Bronzeplastiken bilden das Herzstück der Ausstellung mit insgesamt 67 Werken. Im Mittelpunkt stehen die von ihm geschaffenen Fabelwesen. (dpa)
Max Ernst Museum, 3. September bis 28. Januar 2018
"Der Baum als Kunstwerk" in Hamburg
Von Ai Weiwei bis Joseph Beuys: Das Wälderhaus in Hamburg zeigt von Freitag an bis zum 14. Januar die Ausstellung "Der Baum als Kunstwerk". "Es handelt sich nicht um künstlerische Bilder von Bäumen, sondern um Artefakte aus Bäumen, die durch menschlichen Eingriff Kunstwerke bilden", sagte Kurator Alexandre Robinet Borgomano am Freitag in Hamburg. Die Kunstwerke zeigten, dass die westliche Sehnsucht nach einer unberührten Natur überholt sei - durch das menschliche Handeln werde die Natur erschöpft und zugleich neu erschaffen. Zu sehen sind Werke von Michael Sailstorfer, Rikuo Ueda, Bryan Nash Gill, Herbert Golser, David Nash, Johannes Domenig, Mirko Zrinscak, Guiseppe Penone, Lois Wagner, Sam van Aken und Carl Andre. Gleich am Eingang sind die Besucher mit dem größten Einzelwerk, einem "Tree" von Ai Weiwei, konfrontiert. Entwurzelt, zersägt, anders wieder zusammengesetzt stehe er für die brutalen Veränderungen und die Vertreibung ganzer Familien aus ihrem angestammten Zuhause in China. Michael Sailsdorfer lässt seine Bäume von der Decke herunterhängen und durch einen Motor konstant im Kreis bewegen. Blätter, Nadeln fallen zu Boden, die Äste werden trocken und verlieren ihre Elastizität. So hebe der Künstler die Erschöpfung der Natur durch deren Nutzung hervor.
Wälderhaus, 2. September bis 14. Januar 2018
Jo Röttger in Hannover
"Quer zum Strom" heißt die Ausstellung mit Arbeiten des Fotografen Jo Röttger, die in Hannover zu sehen ist. Für die gleichnamige Landschaftsserie hat der Hamburger zwei Jahre lang immer wieder vom gleichen Standpunkt in Blankenese aus Aufnahmen der Elbe gemacht. Faszinierend seien sowohl die unterschiedlichen Schiffstypen als auch der Wandel des Flusses bei unterschiedlichem Wetter und im Verlauf der Jahreszeiten, teilte die Galerie für Fotografie (GAF) mit. Röttger, Jahrgang 1954, studierte bei Ulrich Mack in Dortmund, prägte das "Zeitmagazin" und fotografierte auch für "Sports" und das "Managermagazin". Neben den Elbe-Bildern sind auch Bilder aus der Serie zum Buch "Landscapes & Memory" zu sehen. Röttger begleitete die Bundeswehr bei Übungen und Manövern sowie bei ihrem Einsatz in Afghanistan. Er arbeitet die Soldaten in Uniform oder Tarnkleidung in weite Landschaften ein und stellt damit absichtlich Parallelen zur Malerei der Romantik her. Porträts des Theatermachers Robert Wilson und des 90-jährigen Kritikers Andrzej Wirth ergänzen die Schau. (dpa)
Galerie für Fotografie, bis 8. Oktober
Heinrich Böll und die Fotografie in Köln
Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Heinrich Böll am 21. Dezember dieses Jahres zeigt das Kölner Museum Ludwig jetzt eine Ausstellung über sein Verhältnis zur Fotografie. Titel: "Die humane Kamera". So überschrieb Böll 1964 einen Essay, in dem er eine Moral des Fotografierens entwarf: "Wo die Kamera zudringlich wird (...), überschreitet die Fotografie ihre ästhetische und gleichzeitig moralische Grenze", meinte er. Gleichzeitig war der Literaturnobelpreisträger aber auch von der Fotografie fasziniert und steuerte zeitlebens Texte für Bildbände bei. Der bekannteste war ein 1958 erschienenes Fotobuch über das Ruhrgebiet. (dpa)
Museum Ludwig, bis 7. Januar
Gruppenschau zum Phänomen des Verschwindens in Mainz
Die Angst vor dem Verschwinden verbindet Menschen seit Jahrtausenden. Sie ist fixiert in Palästen, Denkmälern und Kunstwerken, die die Erinnerung an Verstorbene lebendig halten. Mit der Gruppenausstellung "Mit den Händen zu greifen und doch nicht zu fassen" geht die Kunsthalle Mainz dem Phänomen des Verschwindens nach. Zehn Gegenwartskünstler, darunter Tim Etchells, Petrit Halilaj, Lynn Hershman Leeson, Pamela Rosenkranz und Kateřina Šedá haben in ihren Werken mit Strategien des Entschwindens, der Auflösung und Transformation gearbeitet.
"Mit den Händen zu greifen und doch nicht zu fassen", Kunsthalle Mainz, 1. September bis 19. November