Umstrittenes Projekt

Lüpertz soll Karlsruher U-Bahn-Haltestellen zur Kunstmeile machen

Wird Karlsruhes neue U-Bahn zur Kunstmeile? Der Gemeinderat stimmte nach kontroverser Diskussion dafür. Jetzt muss eine private Initiative liefern - und das Geld für das Lüpertz-Projekt sammeln

Der Karlsruher Gemeinderat hat grünes Licht für das Kunstprojekt von Markus Lüpertz in den Haltestellen der künftigen U-Bahn gegeben. Eine deutliche Mehrheit stimmte am Dienstag dafür.

Eine private Initiative setzt sich dafür ein, die für Werbung vorgesehenen Nischen in den unterirdischen Stationen für einige Jahre mit großformatigen Keramiktafeln des Künstlers zu bestücken und sie damit zur Kunstmeile zu machen. Lüpertz gilt als einer der prominentesten Gegenwartskünstler. Der exzentrische Maler und frühere Düsseldorfer Akademierektor hat ein Domizil in Karlsruhe, wo seine Kinder groß wurden.

Das Kunstprojekt entzweit die Gemüter. Kurz vor der Entscheidung hatte sich Peter Weibel, Direktor des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM), gegen die "keramische Kirchenkunst" gewandt. "Ich habe nichts gegen Lüpertz als Künstler", betonte Weibel im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur und verwies zugleich auf die derzeit im ZKM laufende große Lüpertz-Schau. Das Konzept passe aber nicht zum Image einer modernen IT-Metropole. Auch fürchtet Weibel um demokratische Spielregeln mangels Ausschreibung für das private Projekt. Dieselbe Sorge treibt auch die Gemeinderats-Grünen um, die das Projekt ablehnten.

Nach den Plänen der privaten Initiative soll Lüpertz die Stationen der Karlsruher U-Bahn, die in vier Jahren in Betrieb genommen wird, mit großformatigen Keramiktafeln bestücken. Thema: "Genesis - 7 Tage des Herrn" - die Schöpfungsgeschichte verdichtet auf sieben Haltestellen. Das Projekt um Initiator Anton Goll, dem früheren Chef der Keramikmanufaktur Majolika, soll durch Spenden und Sponsoren finanziert werden. Zusagen für über eine halbe Million Euro - die Hälfte der geschätzten Kosten - hat Goll schon bekommen.

U-Bahn-Stationen als Kunstparcours gibt es schon in Düsseldorf, wo Künstler ganze Haltestellen gestaltet haben. Dass nun einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler die Karlsruher Stationen verschönern will, findet Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) "hochinteressant".

Das vom Gemeinderat beschlossene Lichtkunstkonzept bleibe davon unberührt, betonte er. Die 30.000 Euro entfallenen Einnahmen aus Werbung, die sonst in den Nischen wäre, sind aus seiner Sicht zu verkraften oder werden anderweitig aufgefangen. "Es kann ein zusätzlicher Imagegewinn sein."

Mentrup verwahrte sich zugleich - unter Applaus des Gemeinderats - vor der harschen Kritik von ZKM-Chef Weibel. Auch die sommerlichen Schlosslichtspiele unter ZKM-Regie seien nicht ausgeschrieben worden.

Weibel hatte sich in einem am Dienstag veröffentlichten Brief unter dem Titel "Ist alles rechtens in Karlsruhe?" um die demokratischen Rechte besorgt gezeigt und sich über den religiösen Charakter des Kunstwerks mokiert: "Wie kann es dazu kommen, dass jahrhundertealte konfessionelle Kunst nicht wie bisher üblich in Kirchen gezeigt wird, sondern dass religiöse Mythen in öffentlichen Räumen präsentiert werden, nur weil einige Wenige deren Darstellung finanzieren?" Die Grünen sehen das ähnlich: "Es geht um die Frage, wie wir mit Kunst im öffentlichen Raum umgehen", meinte Stadträtin Renate Rastätter.