Seit einer Woche sucht das ZPS mit der Kampagne "Scholl2017" und vorgeblich in Zusammenarbeit mit dem Freistaat Bayern Nachfolger der Geschwister Scholl, die Flugblätter in autokratisch regierten Ländern verteilen. Den Auftakt machte laut ZPS und Medienberichten am vergangenen Freitag eine Aktion am Istanbuler Gezi-Park. An einem Hotelzimmerfenster hatte ein ZPS-Aktivist einen über Google Cloud Print gesteuerten Drucker installiert, der regierungskritische Flugblätter unter anderem mit der Parole "Tod dem Diktator!" druckte, die dann durch das Fenster auf eine Straße am Park fielen.
Zwei Kameras filmten die Aktion. Auf den Videos, die auf Twitter und "Netzpolitik" veröffentlicht wurden, sieht man, die Flugblätter auf die Straße fallen, bis Personen in das Zimmer kommen und den Drucker ausschalten. Anhand von Google Street View lässt sich der Ort - das Hotel Bosphorus Gezi - verifizieren.
Auf dem Flugblatt, das laut ZPS Deutschtürken im Alter von 20 bis 24 Jahren formuliert haben, steht unter anderem: "Wir fordern den Rücktritt des Diktators Erdoğan und die Ausrufung von freien Wahlen. Wir fordern die Freilassung aller zu Unrecht Inhaftierten. Wir fordern Humanismus und Demokratie." Außerdem wird darauf behauptet, dass das Flugblatt vom Freistaat Bayern und der Bundesregierung finanziert sei - woraufhin türkische Social-Media-Nutzer tatsächlich Deutschland verantwortlich machten.
Die türkische Polizei ermittelt laut eines türkischen Medienberichts gegen einen Deutschen. Nach der Aussage eines ZPS-Sprechers habe der Drucker erst angefangen zu drucken, als der Aktivist außer Landes gewesen sei. In der Türkei sitzen tausende politisch Gefangene und Journalisten in Haft. Der Gezi-Park neben dem zentralen Taksim-Platz ist seit den landesweiten Protesten 2013, die hier ihren Ausgang nahmen, ein symbolisch aufgeladener Ort.