in dem Magazin "Indian Country Today", dass die indigene Identität des in Berlin lebenden Künstlers schon immer seine eigene Erfindung gewesen sei. "Diese falsche Behauptungen sind gefährlich, da sie der Repräsentation indigener Völker entgegenstehen, Stammessouveränität untergraben und die wichtige Arbeit indigener Künstler und Kulturarbeiter banalisieren."
Keiner der Cherokee-Stämme kenne Durham als Verwandten oder Mitglied ihrer Gemeinschaft. Die Autoren des offenen Briefes werfen Durham vor, Cherokee-Sprache, -Geschichte. -Praktiken und -Kultur inkorrekt zu präsentierten, was als Beleidigung empfunden werde. Die Aneignung kultureller Identitäten zum eigenen Vorteil, um nicht-indigene Fantasien von amerikanischen Ureinwohnern zu bedienen, sei weit verbreitet. Deshalb werfen die Autoren auch Kritikern und Kunsthistorikern vor, die über Durham schreiben, nicht ausreichend die Angaben zu überprüfen.
Die Anschuldigungen wurden am Montag anlässlich der Eröffnung der Wanderretrospektive von Durham am Walker Art Center in Minneapolis am 22. Juni veröffentlicht. Unter den Autoren ist auch Kade L. Twist, ein Mitglied des Künstlerkollektivs Postcommodity, das zu Zeit auf der Documenta 14 ausstellt.
Der 1940 in Washington, Arkansas, geborene Durham hat mit Skulpturen, Installationen, Malerei, Zeichnungen, Performances, Videos und Fotografien ein vielgestaltiges Werk geschaffen. Vergangenes Jahr wurde er mit dem Kaiserring der Stadt Goslar ausgezeichnet. Er nahm an der Documenta in Kassel und der Biennale in Venedig teil.
Durham studierte Kunst in der Schweiz und arbeitet seit 1964 als Bildhauer. Er engagierte sich in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, vor allem für die Rechte von Ureinwohnern. In den 70er-Jahren war er Mitbegründer und Vorsitzender des International Indian Treaty Council bei den Vereinten Nationen war. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Mexiko ließ sich der Künstler 1994 in Europa nieder.
In den USA lebten 2010 laut United States Census Bureau rund 819.000 Cherokee oder Cherokee-Stämmige. Sie stellten damit mit Abstand die größte indianische Volksgruppe in den Vereinigten Staaten dar.
Der Zweifel an Durhams Cherokee-Identität ist indes nicht neu. Er selbst äußerte sich zu seiner Identität kürzlich in der "New York Times": "Ich bin bereit, mich Cherokee nennen zu lassen. Aber ich bin kein Cherokee-Künstler oder indianischer Künstler, genauso wie Brancusi kein rumänischer Künstler war."
In der US-Kunstszene wird in den letzten Monaten verstärkt diskutiert, wer für wen sprechen darf. So hat Bild des ermordeten Afroamerikaners Emmett Till von der weißen US-Künstlerin Dana Schutz auf der Whitney-Biennale in New York für Proteste gesorgt. Gegen Sam Durants auch auf der vergangenen Documenta ausgestellte Installation "Scaffold" (2012), ein Nachbau eines Schafotts, auf dem amerikanische Ureinwohner im 19. Jahrhundert hingerichtet wurden, wurde kürzlich nach einem Ankauf durch das Walker Art Center massiv protestiert. Inzwischen hat Durant das Kunstwerk verbrannt.
Das Walker Art Center schreibt zur Durham-Ausstellung auf seiner Website: "Obwohl Durham sich selbst Cherokee identifiziert, wird er nicht als solcher anerkannt von den drei Cherokee-Nationen, die als souveräne Nationen ihre eigenen Bürger bestimmen. Wir mussten feststellen, dass Cherokee-Künstler und -Gelehrte Durhams Anspruch auf Cherokee-Abstammung ablehnen."