Bei Trisha Donnelly gehört das Geheimnisvolle zum Programm. Titel oder erklärende Texte zu ihren Arbeiten sucht man vergeblich, Informationen zu ihren Ausstellungen gibt es vorab grundsätzlich nicht. Trisha Donnelly setzt auf die persönlichen, möglichst unvoreingenommenen Erfahrungen der Besucher. Die Spannung auf den Moment, wenn sich die Türen zu ihrer Ausstellung im Kölner Museum Ludwig öffnen, die ihr als Gewinnerin des Wolfgang-Hahn-Preises der Gesellschaft für Moderne Kunst ausgerichtet wird, ist also groß. So viel steht fest: Die 1974 geborene kalifornische Künstlerin hat sich den großen Saal im Untergeschoss des Museums ausgesucht, um ihn von allen Spuren und eingeschriebenen Geschichten zu befreien. Der Raum soll neu erlebt werden, indem sie ihn mit Videoprojektionen, Installationen, vielleicht auch Fotografien und Aktionen füllt – mit Dingen, die präsent, aber oftmals nicht greifbar sind.
Umso konkreter wird es im Kölnischen Kunstverein: Frisch aus der Wiener Secession, wo die Ausstellung zuvor zu sehen war, kommen Avery Singers hyperperfekte Bilder computergenerierter Körper, die sie auf die Leinwand projiziert und, jede Spur von künstlerischem Duktus vermeidend, mit Spritzpistole und Airbrush-Drucker in die Malerei übersetzt. Singers neue Arbeiten sind zunehmend abstrakter, mit Farbflecken gesprenkelte Raster flirren förmlich vor den Augen wie die Monitoroberfläche, an der sie entstanden sind. Hightech-Malerei, digitale Bildträger oder eine neu zu definierende Zwischenform: Avery Singer hält sich alle Richtungen, in die sich ihre Arbeit entwickeln könnte, offen. Das Treppenhaus, Obergeschoss und Kino des Kunstvereins wird Danny McDonald bespielen. Seine aus Spielzeugfiguren und Comic-Merchandise zusammengebauten Skulpturen könnten einem klischeehaften Jungszimmer entnommen sein – oder einem Horrorfilm. Da reicht der Geier einer Ratte, die auf dem Gesicht einer Mumie sitzt, eine American-Express-Karte, und die Horrorversion von Uncle Sam hüpft hämisch grinsend auf eine blutende Indianerpuppe. McDonalds Dioramen sind scharfe Gesellschaftsanalysen. Als langjähriger Mitarbeiter des Anti-Galeristen Colin de Land in dessen wichtiger New Yorker Galerie American Fine Arts und Gründungsmitglied des Kollektivs Art Club 2000 hat sich der Künstler einen kritischen Blick auf das Kunstsystem bewahrt. Wenn seine Werke denen des Kunstmarktstars Avery Singer begegnen, seine drastischen Fantasiewelten auf ihre cleane Inszenierung treffen, darf man mit produktiver Reibung rechnen.
Noch mehr Actionfilm-Ästhetik wartet in Gerrit Frohne-Brinkmanns Ausstellung in der Artothek: Der Preisträger des Art Cologne Award for New Positions bringt mit "WE HAVE A T-REX" ein Stück Jurassic Park in den spätgotischen Bau und lässt buchstäblich den Boden erzittern, mit oder ohne Dinosaurier.
In Bad Honnef/Rhöndorf, 30 Kilometer südlich von Köln, befindet sich nicht nur das Wohnhaus von Konrad Adenauer, sondern seit einem Jahr auch das KAT_A, eine großzügige Gründerzeitvilla samt angrenzendem Park, wo Andra Lauffs-Wegner ihre private Sammlung zeitgenössischer Kunst präsentiert. Bislang lag der Fokus auf Fotografie, die neue Ausstellung stellt die Bildhauerei ins Zentrum. Im Haupthaus treffen Simon Dennys Analysen der Berliner Start-up-Szene auf Yngve Holens futuristische Wandskulpturen aus Moped-Scheinwerfern, die wie überdimensionale Insektenaugen in den Raum spähen, während man beim Spaziergang durch den Park auf Skulpturen von Michael Sailstorfer und Alicja Kwade stößt oder sich auf den Bänken Jeppe Heins niederlassen kann.
Auf dem Rückweg nach Köln lohnt ein Abstecher nach Bonn: Michelle Cotton, die Direktorin des Kunstvereins, zeigt die erste deutsche Einzelausstellung des Briten Nick Relph mit fotografischen Stadtansichten New Yorks, die er in einem aufwendigen Verfahren von digitalen Scans in analoge Negative und zurück in digitale Fotografie überführt. Der schöne Schein trügt: Die glänzenden Neubaufassaden und idyllischen Stadtszenen in seinen Bildern sind aus digitalen Blow-ups generiert, mit denen an Bauzäunen für die dahinter neu entstehenden Edelwohnquartiere geworben wird.
Am 27. April laden die Kölner Galerien zur gemeinsamen Eröffnung, am selben Tag sollte man aber unbedingt auch nach Düsseldorf fahren. In der Sammlung Philara von Gil Bronner eröffnet die Ausstellung "Second Home" mit Installationen und Skulpturen von Erika Hock, zeitgleich wird die 550 Quadratmeter große Skulpturenterrasse auf dem Dach der Sammlung eingeweiht – unter anderem mit Arbeiten von Kris Martin, David Renggli und Thomas Kiesewetter.