Das Zertrümmern von Musikinstrumenten auf der Bühne hatte einen geistigen Vater: Den deutsch-britischen Künstler Gustav Metzger. Nun ist er im Alter von 90 Jahren in London gestorben. Das berichtete die britische Zeitung "The Guardian" am Donnerstag unter Berufung auf seine Sprecherin.
Der 1926 in Nürnberg geborene Schöpfer der auto-destruktiven Kunst - Kunst, die sich selbst zerstört - war als Kind aus einer orthodoxen jüdischen Familie 1939 auf der Flucht vor den Nazis mit einem Kindertransport nach London gelangt. Nach einer Ausbildung als Möbelschreiner besuchte er Bildhauerklassen und studierte Kunst an der Cambridge School of Art in London.
Die Gedanken, die seiner Kunst zugrunde lagen, fasste er in mehreren schriftlichen "Manifesten" zusammen. In einem davon heißt es, auto-destruktive Kunst sei die "vollständige Einheit von Idee, Ort, Form, Farbe und Methode des zersetzenden Prozesses". Die Lebensdauer seiner Werke gab er mit "vier Monate bis zwanzig Jahre" an. Dementsprechend sind die meisten Kunstobjekte Metzgers nur noch auf Fotografien erhalten. Er gilt zudem als einer der wichtigsten Vertreter der Aktionskunst.
Metzger engagierte sich seit den 60er Jahren gegen Nuklearwaffen und gegen die Zerstörung der Umwelt. Darauf spielten auch seine Werke an, die sich mal unter dem Einfluss von Säure auflösten, mal verrosteten. Er entwickelte Idee und Gestaltung eines Kunstwerks, überließ es dann aber sich selbst. In den 70er Jahren rief er gar zu einem Kunststreik auf. Kunsthistoriker halten sein Werk für richtungsweisend.
Er soll unter anderem Rockgruppen wie The Who und Pink Floyd beeinflusst haben. Den The-Who-Frontmann Pete Townshend, der ihn als Vaterfigur verehrt haben soll, inspirierte er angeblich dazu, seine Gitarre nach dem Konzert auf der Bühne zu zertrümmern. Eine Aktion, die zum Markenzeichen von The Who werden sollte und unzählige Nachahmer fand.
Metzgers Werke wurden weltweit in Ausstellungen gezeigt, er war bei der Biennale Venedig und der Documenta dabei und hat jüngere Künstler maßgeblich beeinflusst.
Seine Erfahrungen als Flüchtling bezeichnete er später als prägend für sein künstlerisches Schaffen. Metzger lebte zuletzt allein und zurückgezogen in der britischen Hauptstadt. Er scheute die Öffentlichkeit, nicht einmal ein Telefon soll er gehabt haben, Briefe ließ er ungeöffnet.
Der britische Journalist Ben Lewis hat Gustav Metzger 2010 für Monopol in London besucht, das Porträt lesen Sie hier.