Der Direktor des New Yorker Metropolitan Museum tritt zurück. Der gebürtige Brite Thomas Campbell werde seinen Posten Ende Juni nach dann achteinhalb Jahren an der Spitze des renommierten Kunstmuseums räumen, teilte das Met am Dienstag mit. Met-Präsident Daniel Weiss soll den Posten übergangsweise besetzen, bis ein neuer Direktor gefunden ist.
Einem Bericht der "New York Times" zufolge stand der 54-Jährige trotz hoher Besucherzahlen zunehmend unter Druck. So seien viele seiner Modernisierungspläne wegen finanzieller Probleme rückgängig gemacht worden, darunter der Bau eines neuen Gebäudeflügels für moderne Kunst. Im Februar hatte die Zeitung von einem Defizit von bald 40 Millionen Dollar (38 Mio Euro) sowie Dutzenden Entlassungen berichtet und gefragt, ob die "große Institution" sich im Niedergang befinde.
Für viele Besucher waren interne Streitigkeiten um Campbells Pläne, die Mitarbeiter verärgert und zu wachsendem Unmut in der Belegschaft geführt haben sollen, allerdings kaum spürbar. Gefeiert wurden die Ausstellungen zu Reichtum, Kunstfertigkeit und Technik der hellenistischen Zeit oder die große Schau des afroamerikanischen Künstlers Kerry James Marshall am Standort Met Breuer, der vor einem Jahr öffnete. Auch die Mode-Ausstellung "Manus x Machina" sowie die als "Met Ball" bekannte jährliche Spenden-Gala mit zahlreichen Prominenten trugen zum guten Ruf bei.
Campbell war 1996 nach einem Studium in London und Oxford als Kurator und Experte für Wandteppiche an das am Central Park gelegene Museum gekommen. "Ich habe vor 22 Jahren im Met als Kurator angefangen und bin hier fast meine gesamte Karriere gewesen. Es war keine einfache Entscheidung, wegzutreten, insbesondere zu so einem wichtigen und aufregenden Moment", teilte Campbell mit.
Unter den Zehntausenden Werken des Met, das eine der bedeutendsten kunsthistorischen Sammlungen weltweit besitzt, sind jahrhundertealte Gemälde, Skulpturen und Handwerk, aber auch Waffen, Rüstungen, Kostüme, Zeichnungen und Musikinstrumente. Wer die gewaltige Sammlung ausführlich besichtigen will, braucht mehrere Tage. Dem Magazin "Art News" zufolge ist das Met nach dem Pariser Louvre und noch vor dem New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) das im sozialen Netzwerk Instagram am meisten fotografierte Kunstmuseum.