Weil sie 271 Picasso-Werke jahrzehntelang in ihrer Garage gehortet hatten, ist ein französisches Rentnerpaar zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Ein Berufungsgericht im südfranzösischen Aix-en-Provence bestätigte am Freitag das Urteil der ersten Instanz: Das Paar sei der Hehlerei schuldig.
"Diese Werke wurden gestohlen und gehortet", kommentierte Jean-Jacques Neuer, der Anwalt des Vertreters der Erben des Malers Pablo Picasso, gegenüber dem Sender France 3. Nach französischen Medienberichten wird der Wert der bis dahin völlig unbekannten Zeichnungen, Collagen und Skizzen auf 60 bis 100 Millionen Euro geschätzt. Sie sollen nun an den Malersohn Claude Ruiz-Picasso übergeben werden, der in dem Prozess die Erben vertrat.
Der verurteilte frühere Elektriker hatte in den Jahren vor Picassos Tod 1973 Arbeiten auf dessen Hof in Mougins nördlich von Cannes ausgeführt. Im ersten Prozess hatte er angegeben, die Werke in dieser Zeit als Dankeschön für seinen Einsatz bekommen zu haben. Nun änderte der Angeklagte seine Version und sagte, er habe die Werke nach dem Tod des Malers von dessen Witwe erhalten.
Picassos Ehefrau Jacqueline habe bei dem Paar zeitweise 15 bis 17 Säcke untergestellt, sagte der Mann bei der Verhandlung im Oktober. Als Dankeschön habe sie ihnen einen der Säcke geschenkt, der die Werke enthielt. Bislang hätten sie die Wahrheit verschwiegen, um das Andenken an Jacqueline nicht zu beschmutzen. Staatsanwaltschaft und Nebenklage-Anwalt Neuer hatten auch diese Version angezweifelt.
Der Fall war 2010 bekannt geworden und hatte für viel Aufsehen gesorgt. Damals präsentierte das Ehepaar die Werke nach fast vier Jahrzehnten im Pappkarton den Picasso-Erben, um sich die Echtheit der Arbeiten aus den Jahren 1900 bis 1932 bestätigen zu lassen. Diese reichten Klage ein - allerdings nicht wegen Diebstahls, der im Gegensatz zur Hehlerei schon längst verjährt gewesen wäre. Bis dahin hatte das Ehepaar die Kunstwerke in seiner Garage in Mouans-Sartoux nördlich von Cannes gelagert.