Es ist ein kulturdiplomatischer Coup sondergleichen: Auf Vermittlung von Außenminister Steinmeier sollen 60 hochkarätige Werke aus dem Tehran Museum of Contemporary Art erstmals in den Westen reisen. Paris, Washington, Frankfurt, London, Rom hatten um die Ausstellung gebuhlt, die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz bekam am Ende den Zuschlag. "Gerade in Zeiten schwieriger diplomatischer Fragen brauchen wir die Diplomatie der Kultur umso dringender", hatte Steinmeier 2015 den entsprechenden Vertrag zwischen den Museen in Teheran und Berlin kommentiert, der im Zusammenhang mit dem Atomdeal zu sehen ist.
Doch das Tauziehen um die Ausstellung der spektakulären Schah-Sammlung in Berlin hält an: Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin am 4. Dezember ist bereits nicht mehr zu halten. Offenbar führte die Neubesetzung des iranischen Kulturministeriums zu Verzögerungen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz geht allerdings fest davon aus, dass die Schau noch im Dezember zu Stande kommt.
Jetzt äußert sich Farah Diba Pahlavi, die letzte Kaiserin von Persien, zu der geplanten Ausstellung: "Es wäre mir eine Freude, diese großartige Kunst nach 37 langen Jahren wiederzusehen", sagte die 1938 in Teheran geborene Exil-Iranerin in einem Interview in der am Donnerstag erscheinenden Dezemberausgabe von Monopol. Falls die Ausstellung stattfindet, plant sie fest, nach Berlin zu reisen.
Beraten durch ein internationales Team aus Museumsleuten und Händlern, häufte Pahlavis Büro in den 60er- und 70er-Jahren die bedeutendste Sammlung moderner Kunst außerhalb Europas und der USA an. In der Sammlung befinden sich Meisterwerke von Jackson Pollock, Andy Warhol und anderen, der Wert der insgesamt 1500 Werke wird heute auf 2,5 Milliarden Dollar geschätzt. Nach der Islamischen Revolution wurde nur ein Werk zerstört: Die Mullahs zerschnitten ein Warhol-Porträt, das die Kaiserin zeigte. Der Rest der Sammlung wurde verschont, verschwand aber im Museumsdepot.
Farah Diba Pahlavi selbst hat bislang keine offizielle Einladung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz erhalten, offenbar auf Betreiben der iranischen Seite. "Natürlich gibt es im Iran Kräfte, die jede Entwicklung ablehnen. Aber sie können den Fortschritt nicht ablehnen", sagt Farah Diba Pahlavi im Monopol-Interview.
Noch mehr Hintergründe zu dem deutsch-iranischen Kunstcoup bieten ein Interview mit Tony Shafrazi, dem Händler, der viele Werke nach Teheran brachte, ein Essay über die spannungsreiche Begegnung von westlicher Kunst und iranischer Moderne und eine Reportage über die junge Kunstszene der iranischen Hauptstadt.