Online-Projekt

Künstler zeigt US-Wahlkampf als irre Echtzeit-TV-Show

Das Fotomuseum Winterthur beauftragte den Künstler Marc Lee (47) ein Werk zu den US-Wahlen zu erstellen. Das Ergebnis ist ein Online-Projekt, in dem Social-Media-Beiträge in Echtzeit zusammenlaufen

Donald Trump darf nicht mehr twittern. Kurz vor der US-Wahl am Dienstag haben seine Mitarbeiter ihm den Zugang zu seinem Account entzogen. Der republikanische Kandidat war während der letzte Monate immer wieder durch drastische Tweets aufgefallen. Der Fall zeigt einmal mehr, welche Bedeutung Wahlkampfstrategen Social-Media-Plattformen wie Facebook oder eben Twitter beimessen.

Der Schweizer Medienkünstler Marc Lee hat im Auftrag des Fotomuseum Winterthur ein Online-Projekt entwickelt, das diesen Einfluss sichtbar macht. Im Sekundentakt laufen Schlagzeilen, Twitter- oder Instagram-Posts und Fernsehbeiträge über den Bildschirm, herausgefiltert aus dem Internet nach Schlagworten wie "Clinton", "Trump" oder "US Elections". Die Macht von Retweets und Likes wird mit Herzchen und Sternchen dargestellt.

Lee hat schon einige Netzkunst-Projekte realisiert. 2004 entwickelte er den Online-Nachrichten-Sender "TV Bot". Nach eigener Aussage ist er der aktuellste Sender der Welt. Die Software wählt nicht zwischen relevanten und irrelevanten Themen aus, sondern zeigt alles, was nicht älter als eine Stunde ist. Dabei spielt es keine Rolle woher die Information kommt oder zu welchem Thema sie Bezug nimmt.

Nun bündelt die Software des "TV Bot" für das Online-Projekt "The Show Must Go On. Social Media Fights for the Presidency!" Internetbeiträge zur Wahl  und fügt sie nahtlos ineinander . Die Fülle an Informationen wirkt erschlagend. Man könnte fast meinen, Clinton und Trump befänden sich auf der Bühne eines überspitzten Theaterstücks, und die Bühne ist das WWW.