Wie sind Sie Sammler geworden?
Vor unserer Ausstellung "No Return" 2002 im Abteiberg Museum in Mönchengladbach hatten meine Frau und ich nur privat Kunstwerke zusammengetragen. Und jetzt sollten wir das vorstellen und kuratieren - das ist dann doch etwas ganz anderes. Ich habe gemerkt, wie viel Spaß mir das macht. Und seither setzen wir uns sehr bewusst mit grundsätzlichen Fragen auseinander. Was ist überhaupt ein Kunstwerk? Muss es materiell sein? Wird es zum Kunstwerk dadurch, dass es ein Künstler in der Hand gehabt hat? Oder muss er etwas damit gemacht haben?
Haben Sie ein Beispiel?
Ja, eins von Florian Slotawa. Der will kein Material verwenden, sondern baut seine Skulpturen aus dem, was er hat - seiner Schallplattensammlung, seiner Briobahn, seiner Badehose. Von den entstandenen Skulpturen gibt's dann Fotos, das war's. Ich fand das superspannend und stellte mir die Frage, kann man sowas kaufen? 2001 habe ich dann seinen gesamten Hausstand gekauft – inclusive eines VW Golfs, einer Waschmaschine, zweier Bügelbretter und weiß der Herrgott was noch. Ich war natürlich stolz, dass ich so eine großartige Arbeit hatte, da kann ich tolle Skulpturen in den nächsten Jahren bauen lassen. Und da sagt er: Nee, das geht jetzt leider nicht, das ist ja nicht mehr mein Besitz. Das können wir jetzt nur noch eingepackt lassen.
Fürchten Sie auch das neue Kulturgutschutzgesetz – wie viele Ihrer Kollegen?
Überhaupt nicht. Ich fühle mich auch nicht eingeschränkt dadurch. Und ich finde es auch nicht richtig, wie man mit Frau Grütters umgesprungen ist, das ist keine Art. Man kann sich auseinandersetzen, aber nicht beschimpfen. Und von der Sache her finde ich es richtig, darauf zu achten, welche Kunst ins Ausland geht. Beispielsweise der RAF-Zyklus von Gerhard Richter, der im MoMA in New York ist. Klar kann man sagen, jetzt können die in New York was über die deutsche Geschichte lernen. Aber vielleicht wäre für die Deutschen die Auseinandersetzung mit dieser Zeit noch wichtiger.