Gibt es ein Künstlerkollektiv, das besser zur aktuellen Berlin Biennale passt als GCC? Die Abkürzung steht für "Gulf Cooperation Council" und irritiert also gleich mit akuter Verwechslungsgefahr mit irgendeiner politischen Organisation (in diesem Fall dem Golfrat) oder einem Wirtschaftskonglomerat – falls es da überhaupt noch Unterschiede gibt. Die acht Mitglieder von GCC, darunter die mittlerweile als Popmusikerin recht bekannte Fatima Al Qadiri, sind in den 80er- und 90er-Jahren in Kuwait oder Bahrain aufgewachsen und jetzt irgendwo zwischen Design, Kunst, Musik und Projektmanagement unterwegs.
Ihre gemeinsamen Arbeiten für GCC spielen auf brutale Weise mit Werbung, Branding, Lifestyle-Plattitüden und den Ausdrucksformen großer Konzerne. Klischees nutzen sie so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen, die traditionelle Kleidung der Scheichs geht in ihren Videos eine ständige Verbindung mit Hightech und politischer Repräsentation ein – so wie in der Eigenwerbung der betreffenden Staaten, nur um eine Umdrehung greller. In dieser Umdrehung kann man etwas entdecken, das man traditionellerweise als Institutionskritik beschreiben würde – nur dass Tradition hier so künstlich daherkommt wie die Kordel am Kopftuch der Vielleicht-Scheichs. Bekannt wurde ihre Arbeit "A Wonderful World Under Construction", die eine App imaginierte, die ein ungenannter Golfstaat allen seinen Bürgern zu Zwecken des Branding der individuellen Persönlichkeit zur Verfügung stellt – im Einklang mit der Selbstvermarktung des Staates.
Ihren Beitrag zur Berlin Biennale werden sie in der ESMT European School of Management and Technology installieren, einer von zahlreichen Großunternehmen gegründeten privaten Hochschule, die absurderweise im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR residiert. GCC wird sich dort einem neuen, affirmativen Lebensstil der good vibes widmen.