Der Weltuntergang hat Konjunktur in der Literatur. Ein postapokalyptisches Idyll auf einer Alm, bewohnt von einer kleinen Gruppe Überlebender – das zeichnete der Autor Thomas von Steinaecker gerade in seinem dystopischen Roman "Die Verteidigung des Paradieses". Heinz, ein Jugendlicher mit einem elektrischen Fuchs als Haustier, bewahrt die verlorene Zivilisation, indem er alles aufschreibt, indem er Wörter und Wissen in ein paar Heften speichert. Die Kunst hilft beim Überleben, sie ist Motor und Speicher zugleich.
Die Kunst selbst braucht den Weltuntergang nicht, um sich mit der Zukunft der Menschheit zu beschäftigen. Was ist der Mensch von morgen? Die belgisch-amerikanische Künstlerin Cécile B. Evans sucht für die Berlin Biennale in ihrer Videoinstallation "What the Heart Wants" nach einer Antwort, und sie denkt die Frage weiter: Was macht einen guten Menschen aus? Was sind gute Absichten, und wohin führen sie, wenn sie nicht im eigentlichen Sinne gut sind?
Figuren aus ihrer vorhergehenden Arbeit "Hyperlinks or It Didn’t Happen" haben Gastauftritte und machen so deutlich, dass es sich um eine Fortsetzung handelt. Jetzt geht es nicht mehr darum, was aus Social-Media-Accounts wird, wenn wir gestorben sind und als virtuelle Avatare weiterleben. Die Protagonistin Hyper selbst ist kein Mensch, sondern ein omnipotentes System, das auf Datensammlungen und Speicherkapazität zurückgegriffen hat, um ein Individuum zu werden. Was Hypers Herz begehrt, ist der Beginn der Erzählung und basiert auf den Sehnsüchten von real existierenden Gesellschaften. Vielleicht steht der Weltuntergang bevor, wenn eine Maschine Wörter, Wissen und Gefühle speichert.