Bevor wir zu den schöneren An- und Aussichten der Modewelt kommen, eine kurze Zusammenfassung des Richtungsstreits, der in der Branche tobt:
Während die Traditionshäuser in Paris mehrheitlich am traditionellen, halbjährlichen Zyklus zwischen Laufstegpräsentation und Vertrieb festhalten, haben Designer wie Tom Ford, Paul Smith und das Haus Burberry jüngst angekündigt, ihre Kollektionen künftig direkt vom Laufsteg in die Geschäfte zu bringen. In Zeiten, da Fotos und Videos der Pariser oder Mailänder Schauen in Echtzeit durchs Internet jagen, mögen immer weniger Menschen sechs Monate auf die Ware warten. Da außerdem die Discounterketten kaum darum verlegen sind, die Looks zu kopieren und in kürzester Zeit in ihre Filialen zu bringen, schwören viele Designer jetzt auf die neue Zauberformel "See now, buy now". Aber natürlich ist das Netz längst schon wieder weiter.
Auf Print All Over Me, einer Internetplattform für "co-created fashion", kann jeder Designer seine Entwürfe vorstellen, und die Kunden können Motive und Kleidungskomponenten mischen, wie es ihnen gefällt. Die neueste Kollektion legt jetzt das Künstlerduo Assume Vivid Astro Focus vor: Die New Yorker haben sich in der Tom of Finland Foundation ausgetobt, die den Nachlass des finnischen Zeichners verwaltet.
Dessen Schwarz-Weiß-Illustrationen von legendär gut bestückten Muskelmännern haben durch Assume Vivid Astro Focus einen Anstrich in allen Farben des Regenbogens bekommen; manches Motiv wurde verfremdet, an anderen Stellen umso deutlicher reingezoomt. Insgesamt halten sich Abstraktion und Drastik die Waage.
Auf der New Yorker Kunstmesse Frieze werden die Stücke Anfang Mai vorgestellt, danach kann man online aus 50 Komponenten wählen – von der Kappe über die Hose bis zum Rucksack, von der Bikerjacke über das Muscleshirt bis zum Slip. Alles "Unikate", verspricht die Plattform.
Die älteste Moderegel der Welt gilt allerdings auch für die neuesten Trends: Man muss es tragen können.