Gleich am Eingang nimmt den Besucher Olaf Nicolais Installation "Oskar" in Empfang: ein unter der Decke gespannter Baldachin mit Mustern, die einen Gasometer unsichtbar machen sollten. Nicolai bezieht sich auf Oskar Schlemmers Tätigkeit beim Stuttgarter Malerbetrieb Albrecht Kämmerer, wo der Erfinder des "Triadischen Balletts" ab 1938 ein Auskommen fand – mit dem Ausmalen von Gebäuden und Aufträgen für Camouflage.
Es sind solche zeitgenössischen Referenzen, die die in Zusammenarbeit mit dem Vitra Design Museum organisierte Schau über das Bauhaus auszeichnen. Ein Wiedersehen mit den Originalen, von den Stahlrohrmöbeln über die eckigen Teekannen bis zu hosentaschenkompakten Schachspielen, gibt es natürlich trotzdem. An iPad-Monitoren lässt sich die pionierhafte Corporate Identity studieren. Blättert man in den Eigenpublikationen, findet man nicht nur gewagt fotografierte Homestorys. Gebaut wird am Haus und an den Geschlechterrollen. "Mädchen wollen etwas lernen", befiehlt eine Reportage über die weibliche Studentenschaft. Illustriert ist sie mit Kurzhaar-Amazonen am Ball und Schreibtisch.
Von diesen Traditionslinien führt der etwas unübersichtlich mit Beweisstücken zugeparkte Parcours bis zum heutigen Social Design. Dazwischen verweisen Dokumente auf erstaunliche Voraussicht: Patentrechte, so hatten es die Bauhäusler früh erkannt, sollten ihre Produkte vor dem industriellen Kopier-Komplex retten.
Wie die wichtigste Gestaltungsschule der Moderne bis heute in den kreativen Köpfen spukt, beweisen die an Wände gepinnten Zuschriften, die als Reaktion auf einen Fragenkatalog zugegangen sind. Für Tobias Rehberger war das Bauhaus "eines der radikalsten, alles verändernden ästhetischen Konzepte, das es vielleicht jemals gab". Hiroshi Sugimoto schießt quer und taucht die Fotografie "MoMA, Bauhaus Treppenhaus" in nichts sagende Verschwommenheit. Mike Meiré beweist Humor mit einem gerahmten Quadrat, in dem ein "Bauhaus"-Küchentuch steckt. Rutger de Regt provoziert mit "Sesselfehlgeburten", und das Kollektiv Unfold stellt mit seinem mobilen Kiosk samt 3-D-Drucker die Frage: Wenn jeder ein Designer ist, wo bleibt dann die Distinktion? Die berühmte "produktive Uneinigkeit" des Bauhauses lebt auch in diesem Stimmengewirr weiter.