"Die Zukunft ist bereits hier – sie ist bloß nicht gleichmäßig verteilt", lautet das Motto der 20. Sydney-Biennale. Aufgegriffen wird damit ein Zitat des US-amerikanischen Science-Fiction-Autors William Gibson. Dass die Teilhabe an der Zukunft aber gegenwärtig als Thema nicht nur in futuristische Romane gehört, ist in Sydney spätestens seit der letzten Biennale klar. Zeitweise boykottierten die Künstler das Festival 2014, auf öffentlichen Druck hin musste die Leitung sich von ihrem Vorsitzenden und vom Hauptsponsor Transfield trennen. Die Holding verdiente ihr Geld nämlich unter anderem mit dem Betrieb von Zeltstädten auf Inseln vor Australiens Küsten. Dort werden Geflüchtete abgefangen und festgehalten, bis ihr Asylantrag bearbeitet wird.
Ein Neustart also: Transparenz ist jetzt oberste Prämisse, alle Sponsoren können online eingesehen werden. Unter den rund 80 Künstlern, die drei Monate lang die größte Stadt Australiens bespielen dürfen, finden sich Vertreter aller Kontinente wie Otobong Nkanga, Ming Wong, Xu Zhen oder Sudarshan Shetty, die heterogene Liste umfasst auch Oscar Murillo, Mike Parr, Camille Henrot und Helen Marten. Dazu kommen interessante Positionen aus Performancekunst und zeitgenössischem Tanz wie Boychild, Adam Linder oder Boris Charmatz. Dieses Konzept trägt die Handschrift der künstlerischen Leiterin der Biennale, Stephanie Rosenthal. Seit 2007 ist sie Chefkuratorin der Londoner Hayward Gallery, begleitet und fördert jedoch schon seit Mitte der 90er-Jahre die Entwicklung der performativen Künste.
Die Institutionen, in denen in Sydney ausgestellt wird, heißen in diesem Jahr embassies of thought: Diese Botschaften, als extraterritoriale Orte verstanden, sollen "Denkkonstellationen temporär ein Zuhause geben". Und hoffentlich schaut auch die Zukunft mal vorbei.