Sie riss Teile der Installation "Behausung 6/2016" aus Rettungsfolien einfach ab, wie die Künstlerin Romana Menze-Kuhn am Mittwoch bestätigte. Zuvor hatten Medien über den Fall berichtet. Bei der Installation geht es um Menschen in Not auf der Suche nach einer Unterkunft.
"Ich war natürlich entrüstet und sprachlos", erinnert sich Menze-Kuhn an den Anruf, in dem ihr die Pfarrerin Ende Januar von dem Malheur berichtete. Ihr sei schnell klar gewesen, dass sich die Installation nicht reparieren ließ. Daher habe sie die vom Boden abgerissenen Folien mit der Mülltonne, in die sie geworfen wurden, in ihr Werk integriert. "Damit hat es eine neue Bedeutung bekommen." Und trägt daher jetzt den Namen 6a/2016.
Verstehen kann die 1957 geborene Künstlerin, die im hessischen Eschborn lebt und arbeitet, den Vorfall nicht. Schließlich sei das Werk mit den auf dem Boden festgeklebten Folien, die skulptural so geformt gewesen seien wie Zuflucht suchende Menschen, als Einheit deutlich zu erkennen gewesen. "Ich habe mich schon sehr geärgert, das ist eine Respektlosigkeit. Man kann über Kunst denken wie man will, aber dass man in Kunst eingreift und etwas wegnimmt, das hat mich schon sehr empört."
Auch Pfarrer Gerd Frey-Seufert betonte, die Installation sei klar als Gesamtensemble zu erkennen gewesen. Die Reinigungsfirma sei informiert gewesen. Für die Putzfrau soll der Vorfall nach Frey-Seuferts Wunsch aber keine weiteren Folgen haben. "Das ist ihr peinlich genug."
Pfarrerin Kyra Seufert sagte der Zeitung "Mannheimer Morgen": "Mir blieb gleich zweimal die Luft weg." In neun Jahren Kunst im Kirchenraum sei so etwas noch nie passiert. Die neu getroffene Aussage der Künstlerin zu ihrem Werk mache sie vor dem Hintergrund des Umgangs mit Flüchtlingen ebenfalls sprachlos. Menze-Kuhn schrieb dazu auf ihrer Internetseite: "Die wie Körper geformten Skulpturen, die vor, hinter und auf der Treppe zum Altar lagen, sind in der Mülltonne entsorgt worden."
Zum Ende der Ausstellung an 14. Februar haben die Beteiligten Gelegenheit, sich über das Kunstwerk und dessen nachträgliche Veränderung auszutauschen. Geplant ist ein "artGottesdienst" in der Kirche mit Diskussion.
Aufgewischt, weggeräumt, reingestolpert: Die Kunst hat einen natürlichen Feind, den Tollpatsch. Eine Auswahl versehentlicher Kunstzerstörungen finden Sie hier