Wie wollen wir in der Zukunft arbeiten, wie wohnen, wie leben? Für die Klärung dieser Fragen hat das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen über 300 Werke aus Kunst, Architektur und Design versammelt. Eine beachtliche Fülle, die allerdings eher überfordert als erhellt.
Gegliedert ist die Ausstellung in insgesamt 20 thematische Schwerpunkte, spätestens im vierten Teil betrachtet man stirnrunzelnd den DIN-A4-Raumplan, den man zu Beginn erhält, und fragt sich, wie man denn nun zu den Abschnitten fünf und sechs gelangt, ohne durch Teil acht zu gehen. Vor lauter Verwirrung übersieht man fast ein wunderbares Werk Piet Mondrians, "Komposition mit Rot, Schwarz, Blau und Gelb" von 1928, das, eingekeilt zwischen Entwürfen von Rem Koolhaas und Le Corbusier, allesamt hochinteressante Arbeiten, vollkommen untergeht.
Dieser Eindruck zieht sich leider durch die gesamte Ausstellung, die architektonische Entwürfe und Werke der bildenden Kunst seit den russischen Konstruktivisten nebeneinanderstellt bis hin zu neuesten Entwürfen des Japaners Sou Fujimoto, der von Baumstrukturen inspirierte Hochhäuser entwirft. Präsentiert werden teils großartige Werke, unter anderem von Hans Nagel, Oskar Schlemmer, Eileen Gray oder Constant Nieuwenhuys, die sich jedoch aufgrund des Platzmangels gegenseitig ersticken.
Zwar bemüht sich die Schau um eine Auseinandersetzung mit möglichst vielen verschiedenen Zukunftsvisionen und geht dafür weit in der Geschichte zurück, bleibt dabei jedoch überraschend oberflächlich. Man bekommt Ausschnitte aus den Filmen der Lumière-Brüder und von Charlie Chaplin gezeigt, sieht vergilbte Fotografien von Arbeitern des 19. Jahrhunderts und erfährt etwas über De Stijl, das Bauhaus und Social Design, am Ende sucht man dennoch vergeblich nach einem roten Faden und fühlt sich seltsam uninspiriert, wenn man im finalen Abschnitt den Wandtext zu künstlicher Intelligenz durchliest.
Die Ausstellung "Wie leben?" ist ein gut gemeintes Projekt, das sich um ein möglichst breit gefächertes Programm bemüht, dabei allerdings etwas übereifrig vorgeht. Bei dem Versuch, sowohl Kunst- als auch Architektur- und Designausstellung zu sein, stolpert die Schau über ihre eigenen Ansprüche und ist am Ende weder das eine noch das andere.