1) Sung Tieus "Alien Refugee Collection" bei Micky Schubert kommt einem irgendwie bekannt vor: Das Karomuster stammt von besonders reißfesten Tragetüten, die weltweit benutzt werden, auch und gerade von Migranten. Als in den 80er Jahren in Nigeria die billigen ghanaischen Arbeitskräfte außer Landes gedrängt wurden, trug diese Taschenart den Namen "Ghana must go". Vor ein paar Jahren hat die Modefirma Céline aus dem Muster eine vielbeachtete Kollektion gemacht – die Künstlerin überführt nun die Entwürfe zurück in einen zwiespältigen Vorschlag für Flüchtlingsuniformen.
2) Der Aphorismus "Words are deeds" von Joseph Kosuth bei Sprüth Magers ist universal anwendbar, aber sollte angesichts der immer radikaler werdenden Schlachtrufe und Brandreden auf Pegida-Demos vielleicht noch einmal dem einen oder anderen ins Gedächtnis gehämmert werden.
3) Der rumänische Künstler Mihai Olos, gestorben im Februar 2015, hat selbsttragende und –stabilisierende Geflechte und Strukturen entworfen, die bisweilen utopischen Charakter bekommen, etwa in seinen wunderbaren Zeichnungen, die eigentlich Palimpseste zwischen M. C. Escher und Le Corbusier sind. Eine Entdeckung dieser Messe (bei Plan B).
4) Die vielschichtigen geometrischen Abstraktionen von Claudia Wieser bei Arratia Beer lassen sich auf Referenzen vom Bauhaus bis hin zu Neo-Geo zurückführen, aber erinnern auch an Kultobjekte. Sie treten in Form von Bildern, Skulpturen und Wandtapeten (die Künstlerin arbeitet auch in Fotografie und Film) und wirken wie Bühnenbilder eines Stücks, das noch geschrieben werden muss.
5) Sich nicht entgehen lassen sollte man auch die von Paul Schimmel kuratierte Gruppenausstellung bei Hauser & Wirth, die mit zahlreichen Künstlern auftrumpft, von Isa Genzken bis Günter Brus, und den Auftakt des ehemaligen Museumsdirektors bei der Galerie darstellt, deren Los-Angeles-Dependance er bald führen wird.
Und: Messegespräch Nr. 1 war die neue Nebenmesse "Internationale" mit junger Kunst nahe dem Palais de Tokyo – die Gegenveranstaltung ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass Paris sich als wichtiger Messestandort weiter etabliert.