Sein Freitod Ende Januar 2012 kam unerwartet. Es bleibt die Mike Kelley Foundation for the Arts, die der Künstler 2007 gegründet hatte, um neue, aufregende Kunstprojekte in unterschiedlichen Medien zu fördern. Die Stiftung übernahm auch die Verwaltung des Nachlasses. Und im Januar gab sie bekannt, für den Kunstmarkt werde die in Zürich beheimatete Galerie Hauser & Wirth Kelleys Werk exklusiv vertreten. Eine Wahl, die auf den ersten Blick überraschte, denn von 2005 bis 2008 repräsentierte Gagosian den Künstler. Allerdings gehört Paul Schimmel, ehemals Kurator des Museum of Contemporary Art (MOCA) in Los Angeles, zur Leitung der Mike Kelley Foundation. Schimmel ist jetzt Partner von Hauser & Wirth und gerade damit beschäftigt, den neuen Standort der Galerie in Los Angeles aufzubauen.
Die erste große Schau mit Werken aus dem Nachlass eröffnet im September aber erst einmal in den New Yorker Räumen der Galerie. Sie ist ganz der "Kandors"-Serie gewidmet, an der Kelley zwischen 1999 und 2011 immer wieder arbeitete. Der 1954 geborene Künstler, der sich mit den Mythen und Abgründen der amerikanischen Popkultur beschäftigte, hat die Serie nach der Hauptstadt von Supermans Heimatplanet Krypton benannt. Die raumgreifenden Installationen übersetzen die gezeichneten Science-Fiction-Architekturen in geheimnisvoll schimmernde Modelle.
Im Comic denkt Superman zunächst, die Stadt sei zerstört worden – dann aber entdeckt er, dass sie von einem Superschurken miniaturisiert und unter eine Glaskuppel gesperrt wurde. Er bringt sie in seine Zufluchtsstätte auf der Erde, wo sie ihm zum Mahnmal seiner verlorenen Heimat wird. Und auch bei Kelley ist Kandor immer eine melancholische Metapher für Verlust – und sei es der eigenen Jugend als Superman-Fan.