"Hände weg von meiner Maschine!" befahl Jean Tinguely, wenn das stinkende Ungetüm in Betrieb war. Zeitzünder sorgten dafür, dass das Klavier in Flammen aufging. Mindestens 100 Abläufe garantierten konstanten Aktionismus, nur um das Ding am Ende im Garten des MoMA in die Luft zu jagen. "Homage to New York" war 1960 auf der Höhe der Zeit. Denn Tinguely hatte mit Billy Klüver, der bei Bell Telephone Laboratories angestellt war, einen kunstaffinen Ingenieur als Mittäter. Danach konnte sich Klüver vor Aufträgen nicht retten. Andy Warhol wollte wissen, wie er seine "Silver Clouds" zum Schweben bekommt. Jasper Johns suchte Hilfe, um Neonbuchstaben in ein Gemälde zu implantieren.
Der interdisziplinäre Austausch mündete sechs Jahre später in einen gigantischen Auftritt. Beim Festival "9 Evenings" trafen Musiker wie John Cage in den Hallen des 69th Regiment Armory auf Tänzerinnen wie Yvonne Rainer und Lucinda Childs, während der Theatermann Robert Whitman mit dem Künstler Robert Rauschenberg harmonierte. Klüver hielt den Haufen zusammen und zapfte für die Realisierung des wagnerianischen Spektakels Kenntnisse aus Raumfahrt- und Medizintechnik an. Es war der Startschuss zur Kollaboration Experiments in Art and Technology (E. A. T.), die 1970 zur Weltausstellung Expo im japanischen Osaka ihren Höhepunkt erreichte. Für den Pepsi-Pavillon rieben sich 63 Köpfe aus Kunst, Technik und Wissenschaft aneinander. Sie bewiesen Sinn für futuristische Ästhetik: Weiße Iglu-Objekte kreisten um einen Dom, der nur durch einen nebelumfangenen Tunnel zu betreten war.
Dass das Salzburger Museum der Moderne diese legendäre Amour fou, die zeitweilig bis zu 5000 Beteiligte zählte und 1973 zu Ende ging, nun erstmals aufarbeitet, ist kaum zu glauben. Bei all den Standards, wie Vitrinen, Wandtapeten, Aufzeichnungen der Performances und interaktiven Objekten, mag zwar kein Enthusiasmus aufkommen. Aber dafür sprudelt der vorbildliche Katalog mit einer Fülle an Informationen.