Egal, ob man Katzen liebt oder hasst, man muss ihnen lassen: Sie sind die wahren Herrscherinnen des Internets. Das Web ist übersät von Katzenclips, Katzengifs und Katzenmemes. Letztes Jahr wurden über zwei Millionen Katzenvideos auf Youtube online gestellt, die über 28 Milliarden Mal angeschaut wurden.
Diesem Phänomen widmet das Museum of the Moving Image in New York ab dem 7. August die Ausstellung "How Cats Took Over the Internet". Vor allem die Widersprüchligkeit der Tiere mache ihren Reiz aus, so das Museum. Katzen seien zum einen unabhängig und neugierig, aber auch machtlos und gleichgültig. Die Ausstellung versucht Erscheinungen wie den "Caturday" (samstägliche Katzenposts), "LOLcats" (Katzenfoto mit lustigen Text) und "Celebrity Cats" (Stars der Szene) mittels der Ästhetik von Niedlichkeit, dem "Bored at Work Network" oder dem Aufstieg des User-Generated-Content zu erklären.
Das Museum of the Moving Image ist nicht das einzige Haus, das sich im August der Kunst oder dem Kuriosum von Katzenvideos stellt: Vom Walker Art Center in Minneapolis wird dieses Jahr zum vierten Mal das "Internet Cat Video Festival" veranstaltet. Neben Kurzfilmen und Videos mit den aktuellen Stars der Katzenszene, wird auch ein Publikumspreis für das beste Video verliehen. Dafür stehen fünf Videos zur Wahl, für die man noch bis zum 31. Juli abstimmen kann. Kurator des Festivals ist Will Braden, der mit "Henri Le Chat Noir" im ersten Jahr selbst diesen Preis erhielt und dessen Videos Filmkritiker Roger Ebert "als beste Internet-Katzenvideos, die jemals gemacht wurden" bezeichnete. "Henri Le Chat Noir" ist eine Videoreihe, in der Braden, der am Seattle Film Institute studierte, aus der Sicht seiner Katze Henri auf Französisch, mit unverkennbarem englischen Akzent, von den existentiellen Fragen des Alltags einer Katze erzählt. Das Walker Art Center kooperiert dabei mit dem "Cat Video Festival Vienna" auf dem am 29. August ein Teil der Filme zu sehen ist.
"Die Gegenwartskultur ist schlicht und einfach eine Bildkultur", schrieb der Kurator Dieter Roelstraete in Monopol 01/2013 über den Kult von Online-Katzenvideos. Er zieht daraus den Schluss, dass die Katze, die er beobachte, gefilmt und dann online gepostet habe, genauso real sei, wie diejenige, die auf seinem Schoß sitze, während der Akku seines Handys längst leer sei. Aus diesem Grund sei der Kult um Online-Katzenvideos Ausdruck der Akzeptanz dieses Tatbestands und das "Internet Cat Video Festival" hat es verstanden "den Bezug dieses Prozesses zur Kunst als wichtigen Bereich der visuellen Kultur" aufzugreifen.
Katzen ziehen immer, denkt sich auch das Metropolitan Museum of Art, und veröffentlichte wahrscheinlich deshalb letzte Woche gemeinsam mit Google Chrome "Meow Met", eine Erweiterung der Browserfunktion, bei der, der Nutzer jedes Mal, wenn er ein neues Fenster öffnet, ein Katzen-Kunstwerk aus der Metropolitan-Sammlung zu sehen bekommt; darunter Gemälde von Mary Cassatt, Edouard Manet, Rembrandt oder Walker Evans.
Viele der berühmtesten Künstler malten nicht nur Katzen, sondern besaßen auch welche, wie der kürzlich erschienene Bildband "Artist and their Cats" beweist. Zu sehen sind Bilder von Georgia O'Keefe, Andy Warhol oder Frida Kahlo mit Katze, sowie auch Dali, der mit seinem Ozelot Babou sogar auf Schiffsreise mitnahm. Gibt es einen Grund wieso so viele Künstler Katzen haben? "Nein", schreibt Jonathan Jones im "Guardian". Genauso viele Künstler hatten auch Hunde. "Picasso liebte auch Hunde. Ist das ein Muster? Identifizieren sich machohafte, aggressive, männliche Künstler mit Hunden, während sensiblere Katzen bevorzugen?" Auf Picasso und Matisse lasse sich diese Symbolik wohl anwenden, so Jones. Ob diese Theorie auch auf die 28 Milliarden Katzenvideo-Viewer anwendbar ist, ist nicht belegt.