Urheberrechte im Netz

Schutz im digitalen Dschungel

Mit dem vermehrten Aufkommen digitaler Kunst steigt auch das Interesse des Kunstmarktes. Doch wie lassen sich Urheberrechte von Fotografen und Filmern im Netz schützen? Ein Berliner Startup-Unternehmen bietet einen Lösungsansatz

In der Regel gilt: Was ich geschaffen habe, ob geistig oder physisch, gehört zunächst mir. Und so alt wie diese Regel sind auch die Fälschungen, die produziert werden. In der digitalen Welt geht das sehr einfach: Copy, paste.

Für manche Leute ist das kein Problem, ganz im Gegenteil: Sie sehen intellektuelles Eigentum als leere Hülse, da ohnehin jede Idee auf einer anderen basiere und somit jedem zugänglich sein sollte. Darüber lässt sich streiten.

Was aber macht ein Künstler, der Anspruch auf seine Originalität erhebt und dessen Kunst im digitalen Dschungel schutzlos ist?

Die Frankfurter Fotografin Evelyn Dragan präsentiert, wie so viele, ihre Arbeiten auf ihrer Website, und mit nur einem Klick, ohne mit einem Draht an einem Schloss herumzufuchteln, ohne Alarm auszulösen, kann man sich ihre Arbeit zu eigen machen und gegebenenfalls als seine ausgeben.

"Wenn man Bilder ins Internet stellt, besteht immer das Risiko, dass jemand sie nutzt, ohne zu fragen", sagt Dragan. "Ich achte darauf, die Bilder nicht hochauflösend ins Web zu stellen, ­­so kann man sie nicht einfach abdrucken. Man kann es auf jeden Fall erschweren, dass Leute die Bilder mit Rechtsklick speichern können, aber dann können sie ja immer noch Screenshots machen. Wasserzeichen und Copyrights im Bild finde ich schrecklich und ineffektiv, da sie entweder rausgeschnitten werden können oder so riesig sind, dass sie das ganze Bild zerstören – da kann man es eigentlich gleich lassen." Auf die Online-Präsenz zu verzichten, sei jedoch keine Option, da "der Nutzen größer als die potentiellen Ärgernisse ist."

Auch für den Kunstmarkt stellt digitale Kunst eine Herausforderung dar, denn wie kann man einem Kunstwerk einen finanziellen Wert und Exklusivität zuschreiben, das man bis ins Unendliche vermehren kann?

Es muss also ein neuer Umgang mit digitaler Kunst her, neue Denkrichtungen und Methoden, die sich der digitalen Umwelt anpassen.

Das 2014 gegründete Berliner Startup-Unternehmen Ascribe bietet Künstlern an, ihre Werke mithilfe des Blockchain-Systems zu sichern. Bei der Blockchain handelt es sich um eine Art weltweit vernetztes Konto, das ursprünglich für die Verwaltung der digitalen Währung Bitcoin etabliert wurde. Hier kann jede Art von digitaler Datei mit Datum und Urheber verewigt werden. Das Besondere daran: Es gibt weltweit etwa 1000 Kopien dieses Kontos, die sich immer gegenseitig aktualisieren, wodurch das Copyright mehrfach gespeichert und somit gesicherter ist. Zusätzlich bietet Ascribe die Option, einen kommerziellen Zweck für seine digitale Kunst zu bestimmten und den Besitz der Datei zu übertragen. Somit handelt Ascribe auch im Sinne eines digitalen Kunstmarktes.

"Der globale Umsatz in der Kunstwelt letztes Jahr betrug etwa 50 Milliarde Euro. Immer mehr Kunst ist digital, aber nicht sammelbar. Es gibt in der Kunstwelt aber Bedarf danach", sagt Ascribe-Mitbegründer Bruce Pon.

Künstler können mit Ascribe eine limitierte Anzahl ihres digitalen Kunstwerkes festlegen und somit eine Wertsteigerung bewirken. Galerien oder Sammler haben also beim Erwerb eines digitalen Kunstwerkes zum einen Sicherheit über die Herkunft des Werkes und bekommen gleichzeitig die Individualität der Arbeit garantiert.

Bruce Pon sieht gerade hier den Vorteil von Ascribe: "Ich habe fast 200 weitere Plattformen getestet, und überwiegend scheiterten sie. Unsere Theorie: Weil ihnen die Verbindung zur Wirtschaft fehlte. Die Leute wollen kein Copyright, wenn es kein Geld bringt."

Natürlich geht es nicht allen Künstlern beim Copyright um den finanziellen Aspekt. Manche wollen ihre Arbeit unter ihrem Namen veröffentlicht sehen und gleichzeitig eine kostenfreie Nutzung anbieten oder dem Nutzer erlauben die Arbeit zu verändern. Die Plattform Creative Commons (CC) bietet seit zehn Jahren Lizenzverträge an, die dies ermöglichen. Mittlerweile arbeiten Ascribe und Creative Commons France zusammen. Dadurch hat man zum einen die Möglichkeit seine Arbeit mit den CC-Lizenzen auf der Blockchain zu registrieren und weiterhin kostenfrei zur Verfügung zu stellen oder eben sein Kunstwerk zu verkaufen und das Urheberrecht offiziell zu übertragen.

Ascribe und Creative Commons France bieten ihre Dienste kostenfrei und ohne Hindernisse an. Das wirft natürlich die Frage auf, ob hier nicht leichtsinnig Copyright an Leute vergeben wird, die wohlmöglich nicht die wahren Urheber eines Werkes sind.

Dazu sagt Pon: "Wenn du unseren Service nutzt, verkündest du offiziell dein Eigentum, und wenn dies eine Lüge ist und auf der Blockchain festgehalten wird, dann hältst du deine Lüge fest. Wenn das herauskommt, droht dir das Gericht."

Wenn die Arbeit aber lediglich auf einer anderen basiert und verändert wurde, stellt dies nach Pon kein Hindernis für ein Copyright dar. "Schau dir Richard Prince an. Solange es veränderte Originale sind, ist das total in Ordnung. Wir stehen dem Copyright Gesetz nicht im Wege und können nicht entscheiden, was richtig oder falsch ist."

Wenn es nach Bruce Pon geht, wird die Welt immer digitaler und damit intellektuelles Eigentum wichtiger, wohingegen manuelle Arbeit von Maschinen übernommen wird.

Ascribe versucht jedenfalls  das gesamte Internet zu durchforsten, um den Urheber jedes digitalen Kunstwerkes auf der Welt ausfindig zu machen. Dadurch soll ein Basiswissen geschaffen werden, um ab diesem Punkt alles kontrollieren und prüfen zu können.