"Die Bildhauer vermitteln bisweilen eine durchaus kritische Haltung", heißt es in einer der Broschüren zu "China 8". Die Randnotiz verrät, was für ein kulturpolitischer Eiertanz es sein muss, eine solche Riesenausstellung zu organisieren. Rund 500 Werke von 120 Künstlern versammelt die "weltweit bislang größte museale Schau zeitgenössischer Kunst aus China", verkünden die Macher. Neun Museen in acht Städten an Rhein und Ruhr präsentieren dabei Malerei, Skulptur, Fotografie, Tuschzeichnung, Kalligrafie, Installation und Objektkunst, außerdem Video- und Sound-Art.
Vizekanzler Sigmar Gabriel eröffnete die Schau, Ai Weiwei war noch nicht dabei, die Kooperation der neun Häuser ist nicht identisch mit dem Bündnis RuhrKunstMuseen, und die gezeigte Kunst erscheint einem nicht selten als Abklatsch dessen, was man im Westen kennt – es gibt also mehr als genug Anlässe für Kritik an den Kuratoren Walter Smerling (Direktor des Museums Küppersmühle in Duisburg), Ferdinand Ullrich (Kunsthalle Recklinghausen) und Tobia Bezzola (Museum Folkwang, Essen). Dennoch lohnt dieser Versuch, die Kunst eines in vielen Dimensionen überkomplexen Landes abzubilden, den Besuch.
Entree ist das NRW-Forum Düsseldorf, wo unter anderem das etwa 16 Meter lange Gemälde "View, review" von Huang Min (1975 in Chongqing geboren) beeindruckt. Das Bild, das eine Gruppe Chinesen vor wolkenverhangener Landschaft zeigt, ist repräsentativ für das immer wiederkehrende Motiv einer Kollision von westlich geprägter Post- und Popmoderne mit einer langen und reichen Kunsttradition. Spektakulär ob seiner Größe ist auch Xu Bings Installation "1st Class", eine an ein Tigerfell erinnernde Bodenplastik aus 600.000 Zigaretten, entstanden im Duisburger Lehmbruck Museum.
Wer nach Systemkritik sucht, wird ebenfalls fündig: Im Museum Folkwang hängt "Blut der Welt" von Wang Qingsong, ein Schlachtengemälde mit Nackten und der Trikolore. Vom Shanghaier Maler Zhou Zixi gibt es in Recklinghausen "Xiaogang Grotto 001", gefolterten Regimekritikern gewidmet, und auch die Videoabteilung im Marler Glaskasten zeigt mit den Arbeiten Zhang Peilis und Yang Zhenzhongs unterschiedliche Generationen provokanter Künstler. Zur Begegnung mit einem nicht ganz so fremden Kulturraum verhilft dem auswärtigen Besucher zudem der Busshuttle zwischen den Häusern, der im Kombiticket enthalten ist und bei seinen etwas zähen Fahrten die seltsamen Gemengelagen des Urbanen im Ruhrgebiet erschließt.