Betritt man die Schau von Jana Euler in der Kunsthalle Zürich, läuft man als Erstes frontal vor eine weiße Wand, an der mittig nur ein einziges Bild hängt: Eine nackte Frau, kubistisch vervielfältigt, wendet dem Betrachter den Rücken (oder auch Hintern) zu und steigt eine Treppe hinauf. Wie dreist. Und wie großartig. Hier fängt eine junge Malerin doch wirklich ihre erste institutionelle Einzelausstellung damit an, dass sie in einem Selbstporträt als "nude climbing up the stairs" keinen Geringeren als Marcel Duchamp auf die Schippe nimmt und Gerhard Richter mit seiner süßlichen "Ema" gleich mit.
Danach kann eigentlich nichts mehr schiefgehen – oder auch alles. Wobei Euler ja sowieso keine ist, die auf Sicherheit spielt. Die 1982 geborene Absolventin der Frankfurter Städelschule lässt sich nicht auf eine malerische Technik oder einen Stil festlegen, sondern setzt mal abstrakte architektonische Strukturen auf die Leinwand, mal dem Universum eines Paul Klee entsprungene Monster, mal malt sie hyperrealistisch inAirbrush und mal mit expressivem Pinselstrich wie Lucian Freud. Ihre Ausstellungen konzipiert sie immer als ganze Räume, in denen die verschiedenen Elemente miteinander kommunizieren und ein Spannungsfeld entstehen lassen.
Die Züricher Schau nimmt im ersten Raum eher langsam Fahrt auf. Hier glotzt ein überbuntes "Analysemonster" auf eine Serie ornamentaler Bilder in Rosa, aus denen sich auf den zweiten Blick Geschlechtsteile herausschälen ("Talking about Love in 3 different languages"). Die mit Schrift versehenen Abstraktionen an der Seite tragen den schönen Titel "Fuck you Goethe". Schon klar: Um Bildungshuberei geht es hier nicht. Dafür aber um Energie: "Where the energy comes from", so heißt auch die Schau, steht im nächsten Raum groß an der Wand, neben riesigen gesprayten Steckdosen in deutscher und schweizerischer Variante. Auf dem Boden: die einzige Skulptur, eine liegende weibliche Figur in Superman-Pose, mit einem Stecker in der ausgestreckten Hand – soll der in die Dose? Bevor schon wieder jemand an Sex denkt, schnell die Schweizer Berglandschaft in übertrieben kitschigen Farben anschauen, die dem Ensemble ein weiteres Rätsel hinzufügt.
Der letzte Raum ist der schönste: Männer malen mit zwei, einem oder keinem offenen Auge, so das Motto. Blind kommt ein Männlein heraus, dessen Körper sich in gewaltigen Wülsten verliert. In der Kategorie "einäugig" lacht einen absurderweise der österreichische Körpersprachenexperte Samy Molcho an. Und mit zwei Augen sieht die Künstlerin einen jungen Mann in Unterhose, entspannt und nicht wenig verführerisch auf einem Sofa liegend. Reflexion über die Abbildfunktion von Malerei trifft hier auf Selbstironie, Humor, und – wie selten ist das! – Erotik aus weiblicher Sicht. Geht doch.
"Jana Euler: Where the energy comes from", Kunsthalle Zürich, bis 9. November
Danach kann eigentlich nichts mehr schiefgehen – oder auch alles. Wobei Euler ja sowieso keine ist, die auf Sicherheit spielt. Die 1982 geborene Absolventin der Frankfurter Städelschule lässt sich nicht auf eine malerische Technik oder einen Stil festlegen, sondern setzt mal abstrakte architektonische Strukturen auf die Leinwand, mal dem Universum eines Paul Klee entsprungene Monster, mal malt sie hyperrealistisch inAirbrush und mal mit expressivem Pinselstrich wie Lucian Freud. Ihre Ausstellungen konzipiert sie immer als ganze Räume, in denen die verschiedenen Elemente miteinander kommunizieren und ein Spannungsfeld entstehen lassen.
Die Züricher Schau nimmt im ersten Raum eher langsam Fahrt auf. Hier glotzt ein überbuntes "Analysemonster" auf eine Serie ornamentaler Bilder in Rosa, aus denen sich auf den zweiten Blick Geschlechtsteile herausschälen ("Talking about Love in 3 different languages"). Die mit Schrift versehenen Abstraktionen an der Seite tragen den schönen Titel "Fuck you Goethe". Schon klar: Um Bildungshuberei geht es hier nicht. Dafür aber um Energie: "Where the energy comes from", so heißt auch die Schau, steht im nächsten Raum groß an der Wand, neben riesigen gesprayten Steckdosen in deutscher und schweizerischer Variante. Auf dem Boden: die einzige Skulptur, eine liegende weibliche Figur in Superman-Pose, mit einem Stecker in der ausgestreckten Hand – soll der in die Dose? Bevor schon wieder jemand an Sex denkt, schnell die Schweizer Berglandschaft in übertrieben kitschigen Farben anschauen, die dem Ensemble ein weiteres Rätsel hinzufügt.
Der letzte Raum ist der schönste: Männer malen mit zwei, einem oder keinem offenen Auge, so das Motto. Blind kommt ein Männlein heraus, dessen Körper sich in gewaltigen Wülsten verliert. In der Kategorie "einäugig" lacht einen absurderweise der österreichische Körpersprachenexperte Samy Molcho an. Und mit zwei Augen sieht die Künstlerin einen jungen Mann in Unterhose, entspannt und nicht wenig verführerisch auf einem Sofa liegend. Reflexion über die Abbildfunktion von Malerei trifft hier auf Selbstironie, Humor, und – wie selten ist das! – Erotik aus weiblicher Sicht. Geht doch.
"Jana Euler: Where the energy comes from", Kunsthalle Zürich, bis 9. November