Galeristenumfrage zur art karlsruhe

"Beweglich, mutig, mit neuem Spirit"

Andreas Greulich
Foto: Per Schorn

 Andreas Greulich

Wie schätzen Galeristinnen und Galeristen die Lage des Kunstmarkts im neuen Jahr ein, was erwarten sie von der art karlsruhe? Wir haben fünf von ihnen gefragt

 

Galerie Greulich

Andreas Greulich aus Frankfurt am Main vertritt vornehmlich figurative Kunst in allen Techniken, von Malerei über Skulptur bis zu digitalen Medien. Er verspürt einen frischen Wind in Karlsruhe.

"Die Neujustierung des Messekonzepts war erfrischend und das Teilnehmerfeld letztes Jahr cooler als die Jahre davor. Der Verzicht auf den Teppich hat den Hallen einen neuen Vibe gegeben. Nicht mehr so altbacken. Da herrscht ein neuer Spirit. Ich finde das sehr gut, diese Aufbruchsstimmung. Die personelle Kombination, wie sie sich gerade darstellt, ist toll. Mit Kristian Jarmuschek ist die unkomplizierte Atmosphäre der Positions-Familie eingezogen. Olga Blaß überzeugt mich als Fortführung des Teams der art karlsruhe sehr. Die beiden sind ein sehr sympathisches und professionelles Duo.

Ich meine das nicht als Floskel. Noch dazu ist es für mich als Aussteller großartig, dass im Hintergrund eine größere Messegesellschaft schaltet und waltet. Diesen Service mit neuer Haltung in der Messeleitung, da lässt es sich gut Kunst vermitteln und verkaufen. Deshalb haben wir uns entschieden, dranzubleiben. Man muss halt wissen, wo man ist, und seine Strategie daraufhin ausrichten. Karlsruhe ist Karlsruhe ... und das ist auch gut so. Die art karlsruhe hat ihren eigenen Charme und ist ganz bei sich. Das überzeugt mich. In Frankfurt am Main hat man die Kunstmesse an die Wand gefahren, weil man die irre Idee hatte, mit London oder New York mithalten zu wollen. Karlsruhe ist da geerdet. Finde ich gut."

 

ASPN Galerie

Arne Linde von der Leipziger ASPN Galerie ist Erstteilnehmerin und neues Beiratsmitglied der art karlsruhe. Sie erklärt, was sie überzeugt hat.

"Der neue Leiter Kristian Jarmuschek hat mich in den Beirat berufen, und auch in vielerlei anderer Hinsicht werden bei der Messe neue Impulse gesetzt. Dazu gehören die Öffnung des Ausstellerfelds, ein neues Erscheinungsbild und eine zeitgenössischere Organisation der Messehallen. Die Messelandschaft ist aktuell in Transformation, und ich freue mich sehr, dass ich bei der art karlsruhe den Aufbruch als Beiratsmitglied mitgestalten kann. Der deutsche Kunstmarkt ist für mich in den letzten Jahren immer wichtiger geworden – gerade für jüngere künstlerische Positionen, mit denen ich arbeite, wird hier das Fundament gelegt.

Im Süddeutschen habe ich viele Kundinnen und Kunden, etwa in Frankfurt am Main, Wiesbaden und Stuttgart. Aber auch München, Zürich und das Rheinland sind nicht weit entfernt. Viele hervorragende Museen und Privatsammlungen sind in der Region angesiedelt, und das Badische ist durch und durch eine Genussregion. Ich bin sicher, dass die art karlsruhe in den nächsten Jahren ihre Potenziale entfalten und der Standort eine deutlich größere Rolle auch im überregionalen Kunstmarkt spielen wird."

Arne Linde
Foto: Sophia Kesting, Leipzig 2023, © Franziska Holstein / VG Bild-Kunst, Bonn 2025 ("o.T.", M17_2023 und "o.T.", M19_2023)

Arne Linde

 

Meyer Riegger

Meyer Riegger gehört auf internationalem Parkett zu den bedeutendsten deutschen Galerien. Gegründet 1997 in Karlsruhe, wird sie seit 2008 vor allem als Berliner Galerie wahrgenommen. Jochen Meyer antwortet auf die Frage, was er sich von der art karlsruhe erhofft.

"Wir möchten gerne durch einen qualitätsvollen Beitrag an der Messe zur Entwicklung von Kunst und Kunstmarkt in unserer Region beitragen. Der Karlsruher Standort liegt uns sehr am Herzen, die Region ist reich an Kunst, Kultur und Geschichte. Die Qualität der Institutionen ist großartig. Wir möchten durch die Ausstellungen in unserer Galerie, aber auch durch die Präsentation auf der Messe an diese Qualitäten anknüpfen und in einem Dialog von historischen und sehr zeitgenössischen Positionen Dinge zeigen, die gegebenenfalls klassische Sehgewohnheiten aufbrechen und an gegenwärtige Diskurse anknüpfen können.

Die Region spielt für uns eine sehr große Rolle – zu den Sammlerinnen und Sammlern hier pflegen wir oft ein sehr persönliches Verhältnis, das von großer Loyalität geprägt ist. Ich würde sagen, dass unsere Kunden aus dem Südwesten einen sehr wichtigen ökonomischen Rückhalt für die Galerie darstellen. Durch die langjährigen, oft freundschaftlichen Beziehungen sind sie auch persönlich eine große Bereicherung. Der deutsche Kunstmarkt besitzt nach wie vor einen großen Stellenwert für uns – aber ehrlich gesagt werden andere Märkte zunehmend wichtiger, was angesichts der krisenhaften Situation in Deutschland und Europa keine große Überraschung ist."

Jochen Meyer
Foto: Oliver Roura

Jochen Meyer

 

Thole Rotermund Kunsthandel

Thole Rotermund aus Hamburg ist einer der renommiertesten Händler für Kunst auf Papier, besonders des Expressionismus. Er brachte als einer der ersten Aussteller museale Kunst auf die art karlsruhe. Er schätzt die Kennerschaft der hiesigen Sammlerinnen und Sammler.

"Mit unserer Konzentration auf Werke der Klassischen Moderne treffen wir hier immer wieder auf ein sehr aufgeschlossenes und kaufstarkes Publikum. In der weiteren Region, bis in die Schweiz und das Elsass, gibt es viele erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer, die bereits in den Nachkriegsjahren Sammlungen mit im weitesten Sinne klassischer Kunst aufgebaut haben – und diese mittlerweile auch in eigenen oder kommunalen Museen ausstellen. Würth, Ritter, Hurrle sind da nur die prominenten Namen, es gibt deutlich mehr. Dadurch wird ein besonderes Interesse an dieser Kunst geschürt, das sich auf ein breites Publikum auswirkt. Und ich bin tatsächlich sehr froh, durch unsere nachhaltige Messepräsenz hier sogar schon den Grundstock für neue, sehr beeindruckende Sammlungen gelegt zu haben."

Thole Rotermund
Foto: Elsa Mark

Thole Rotermund

 

Thomas Rehbein Galerie

Die Kölner Thomas Rehbein Galerie nimmt nur noch selten an Kunstmessen teil. Jetzt ist sie erstmals in Karlsruhe dabei. Sylvia Stulz-Rehbein erklärt, warum:

"Für uns ist es ein Experiment, um etwas Neues auszuprobieren. Im Kunstmarkt gibt es im Moment einen Wandel. Alte Sammlerinnen und Sammler brechen weg, es findet ein Generationswechsel statt, aber es gibt neue Käuferschichten. Das sind Veränderungen, auf die man reagieren muss, mit einer beweglichen Strategie und mit Mut. Wir machen die Messe als Test für die Akquise von neuen Kunden und Pflege der Bestandskunden aus dieser Region. Käufer und Käuferinnen aus der Region garantieren eine gewisse Kontinuität. Der deutsche Markt spielt für einen Teil unseres Programms wirtschaftlich eine große Rolle. Es ist der Markt der kurzen Wege, um Kontakte zu pflegen und zu halten."

Thomas Rehbein und Sylvia Stulz-Rehbein
Foto: Courtesy Silviu Guiman und Thomas Rehbein Galerie

Thomas Rehbein und Sylvia Stulz-Rehbein

Dieser Artikel erschien zuerst in Monopol-Sonderheft zur art karlsruhe 2025