Das exklusivste Kunstwerk in James Turrells Retrospektive im Los Angeles County Museum of Art (LACMA) bietet nur Platz für eine Person. Und man braucht ein 45-Dollar-Ticket mit genauer Uhrzeit für „Light Reignfall“ – da ist es nicht erstaunlich, an einem regulären Sonntagnachmittag einen prominenten Hollywood-Regisseur die Stufen zur runden Kapsel emporsteigen zu sehen.
William Friedkin muss wie jeder andere Besucher eine Risikobelehrung unterschreiben, die einer Todesdrohung gleichkommt, bevor er sich vor den Augen seiner Gattin Sherry Lansing in eine Schublade legen lässt und in einem leuchtenden Schlund verschwindet. Wärterinnen in Krankenhauskitteln blicken dabei ernst drein. Vergeblich versuche ich, Frau Friedkin aufzumuntern: „Machen Sie sich keine Sorgen, Ihr Mann inszenierte den ‚Exorzist‘!“ Tatsächlich entsteigt er nach zwölf Minuten flackernder Projektionen wie neugeboren der Schublade. „It’s not horrifying at all“, meint der 77-Jährige. „It’s like going to heaven!“
Seit den 90ern konstruiert James Turrell solche „Perceptual Cells“, deren Innenleben mit Fortschreiten der Technik immer komplizierter wird. Äußere visuelle Eindrücke mischen sich mit Nachbildern der Netzhaut – auch das filmische Sehen von Bewegung ist diesem Effekt zu verdanken.
Die benachbarte Installation, „Dark Matter“, erlaubt immerhin die doppelte Besucherzahl. Ein nachtschwarzer Gang führt zu zwei Sesseln, von denen aus man nach einigen Minuten, wenn sich die Augen erholt haben, eine schwache Lichtprojektion wahrnimmt. Ich habe gerade meinen Platz gefunden, als sich Friedkin herantastet. Gern nimmt er meinen Sessel an und schwärmt noch mal vom vorigen jenseitigen Erlebnis, beklagt nun allerdings zu Recht die elektronische Klangbeschallung über Kopfhörer. Eher ein Gesamtkunstwerk ist dagegen Turrells monumentalste Schöpfung, die im LACMA ausführlich dokumentiert wird. Seit 1976 Jahren baut er in der Wüste Arizonas den „Roden Crater“ zur Himmelswarte aus.
Besonders eindrucksvoll ist in der Schau das Frühwerk des 1943 geborenen Künstlers. 1966 schuf er etwa „Afrum (White)“: Eine geometrische Form wird in die Ecke eines Raums projiziert und löst dabei seine sichtbaren Dimensionen auf. Staunen lässt er einen immer wieder in diesem grandiosen Parcours – mit immer größerem Aufwand.
„James Turrell – A Retrospective“, LACMA, Los Angeles, bis 6. April 2014. Außerdem Guggenheim Museum, New York, bis 25. September. The Museum of Fine Arts, Houston, bis 22. September
William Friedkin muss wie jeder andere Besucher eine Risikobelehrung unterschreiben, die einer Todesdrohung gleichkommt, bevor er sich vor den Augen seiner Gattin Sherry Lansing in eine Schublade legen lässt und in einem leuchtenden Schlund verschwindet. Wärterinnen in Krankenhauskitteln blicken dabei ernst drein. Vergeblich versuche ich, Frau Friedkin aufzumuntern: „Machen Sie sich keine Sorgen, Ihr Mann inszenierte den ‚Exorzist‘!“ Tatsächlich entsteigt er nach zwölf Minuten flackernder Projektionen wie neugeboren der Schublade. „It’s not horrifying at all“, meint der 77-Jährige. „It’s like going to heaven!“
Seit den 90ern konstruiert James Turrell solche „Perceptual Cells“, deren Innenleben mit Fortschreiten der Technik immer komplizierter wird. Äußere visuelle Eindrücke mischen sich mit Nachbildern der Netzhaut – auch das filmische Sehen von Bewegung ist diesem Effekt zu verdanken.
Die benachbarte Installation, „Dark Matter“, erlaubt immerhin die doppelte Besucherzahl. Ein nachtschwarzer Gang führt zu zwei Sesseln, von denen aus man nach einigen Minuten, wenn sich die Augen erholt haben, eine schwache Lichtprojektion wahrnimmt. Ich habe gerade meinen Platz gefunden, als sich Friedkin herantastet. Gern nimmt er meinen Sessel an und schwärmt noch mal vom vorigen jenseitigen Erlebnis, beklagt nun allerdings zu Recht die elektronische Klangbeschallung über Kopfhörer. Eher ein Gesamtkunstwerk ist dagegen Turrells monumentalste Schöpfung, die im LACMA ausführlich dokumentiert wird. Seit 1976 Jahren baut er in der Wüste Arizonas den „Roden Crater“ zur Himmelswarte aus.
Besonders eindrucksvoll ist in der Schau das Frühwerk des 1943 geborenen Künstlers. 1966 schuf er etwa „Afrum (White)“: Eine geometrische Form wird in die Ecke eines Raums projiziert und löst dabei seine sichtbaren Dimensionen auf. Staunen lässt er einen immer wieder in diesem grandiosen Parcours – mit immer größerem Aufwand.
„James Turrell – A Retrospective“, LACMA, Los Angeles, bis 6. April 2014. Außerdem Guggenheim Museum, New York, bis 25. September. The Museum of Fine Arts, Houston, bis 22. September