40 Pakete verschickt die durchschnittliche Deutsche im Jahr. Pappkarton auf, Zeug rein, Klebeband drum, ab zur nächsten Post. So machen es die meisten, die etwas versenden wollen. Wenn es sich bei dem Inhalt des Päckchens jedoch nicht um Klamotten, kleine Aufmerksamkeiten für Freunde oder Bücher, sondern um Kunst handelt, die unversehrt an ihrem Ziel ankommen soll, ist dieses Vorgehen weniger empfehlenswert. Das Start-up Moviiu bietet nun einen Weg an, mit dem Werke sicher von A nach B gelangen sollen, ohne dass eine oft teure Spedition beauftragt werden muss.
Dabei müssen die Absender selbst aktiv werden: Das Unternehmen bietet maßgefertigte Kartons aus besonders robuster Pappe an, die innen mit Schaumstoff ausgelegt sind. In denen können die Bilder mit einer Tür-zu-Tür Lieferung verschickt werden. Über ein Online-Tool können Interessenten die Maße ihres Werks, dessen geschätzten Wert sowie Abhol- und Zieladresse eingeben, um die passende Verpackung zu erhalten.
Durch die genaue Festlegung, wie die Kiste aus Panzerkartonage und Schaumstoff gebaut wird, kann die Herstellung trotz der individualisierten Größen standardisiert werden, erklärt Matthias Philipp, Manager für Moviiu Deutschland. Der Versand, der auch international möglich ist, kostet je nach Größe und Zustellungsort zwischen rund 90 und 1100 Euro. Wer sein wertvolles Objekt nicht selbst verpacken will, kann in einigen Städten für einen Aufpreis den sogenannten "White Gloves"-Service dazu buchen, bei dem "Art Handler" die Werke für die Kunden versandfertig machen. Oder sie bei Ankunft direkt in der Wohnung der neuen Besitzer installieren.
Werke im Wert bis zu 100.000 Euro können mit Moviiu verschickt werden. Und sogar Bilder von Picasso und Félix Vallotton sollen laut dem Unternehmen schon in Pappkisten gesendet worden sein. Anders als es herkömmliche Speditionsunternehmen machen, die in der Regel noch maßgeschneiderte Holzkisten nutzen und mit eigenen LKWs fahren, arbeitet Moviiu mit Kurierdiensten wie FedEx oder UPS zusammen. Diese übernehmen dann, vor allem auf Land- und Luftwegen, den eigentlichen Versand. "Dieser Weg ist weniger personalaufwändig und deswegen günstiger", sagt Matthias Philipp.
Der Online-Kauf muss nach Hause kommen
Die Idee zu diesem Verfahren sei im Tagesgeschäft der klassischen Speditionen während der Pandemie entstanden. "Der ganze Leihverkehr zwischen Museen war zu dieser Zeit natürlich sehr eingeschränkt", so Philipp. Bei einer der 17 Schwesterfirmen von Moviiu, der französischen Kunstspedition Chenue, seien während dieser Zeit immer mehr Anfragen zum Versenden einzelner Kunstobjekte eingegangen.
"Es gibt zum Beispiel immer mehr Online-Kunstauktionen oder Plattformen für Kunst, bei denen man im Internet Werke erwerben kann und bei denen sich Käufer dann jeweils ihre Neuzugänge nach Hause schicken lassen. Zugleich haben sich die Ansprüche der Käufer verändert. Sie erwarten, dass sie ihre Ware schnell erhalten", so Philipp. Insgesamt beobachte er eine Zunahme an Kunstkäufen im unteren bis mittleren zweistelligen Bereich. "Für solche Werke, die von Privatmenschen gekauft werden, bekommen wir die meisten Anfragen. Und der Markt wächst", berichtet er.
Zunächst war das 2020 gegründete Unternehmen in der Schweiz und Frankreich aktiv, seit 2023 nun auch in Deutschland. Geplant ist, die neue Form des Kunstversandes international auszuweiten, erklärt Matthias Philipp, besonders China sei für das Unternehmen in Zukunft interessant.