Podcast "Fantasiemuskel" #46

Veränderungsimpulse geben – mit Eva von Redecker

Fantasiemuskel Eva von Redecker
Foto: Sophie Brand. Illustration: Monopol

Die Philosophin Eva von Redecker versucht, ihre Disziplin nicht nur als Wissenschaft, sondern auch als Kunst zu betreiben. Im Podcast "Fantasiemuskel" erzählt sie, wie dazu auch ein neuer Begriff von Freiheit nötig ist

Die Philosophie, so Eva von Redecker, hat sich in unserer Gegenwart von ihrer ursprünglichen Vielfalt entfernt und wird oftmals auf eine spezialisierte Form reduziert, die für breite Teile der Gesellschaft schwer zugänglich ist. Redecker versucht dagegen, Philosophie nicht nur als Wissenschaft, sondern auch als Kunst zu betreiben. Ihr Ziel ist es, philosophische Gedanken auf verstehbare Weise zu vermitteln und dabei die Leserinnen und Leser ernst zu nehmen, ohne sie zu überfordern. Mit Werken wie "Revolution für das Leben" und "Bleibefreiheit" wurde die Philosophin einem größeren Publikum auch jenseits der Grenzen ihrer Disziplin bekannt.

Die beiden Podcaster Friedrich von Borries und Torsten Fremer erfahren, dass es zu ihrer Technik gehört, durch Lauschen und anschließendes Reflektieren und Ordnen von widersprüchlichen Stimmen zur Klärung gesellschaftlicher Fragen und Themen beizutragen. Dabei sollte sich die Philosophie nicht auf Interpretationen beschränken, sondern aktive Impulse zur Veränderung der Welt geben. Von Redecker geht dabei auf die Notwendigkeit ein, innerhalb bestehender Strukturen, also unserer Gegenwart, neue Wege zu finden – ein Konzept, das sie als präfigurativen Wandel beschreibt. So sieht sie in sozialen Bewegungen, die neue Lebensformen erproben, eine Chance, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. Etwa wenn es darum geht, den Begriff des Eigentums anders zu denken und dadurch neue Formen des Zusammenlebens zu realisieren.

Ein zentraler Punkt des Gesprächs ist die Reflexion über ihren Begriff der "Bleibefreiheit". Von Redecker erklärt, dass es in der heutigen Zeit, in der viele Menschen von ökologischen und sozialen Krisen betroffen sind, oftmals schon als utopisch erscheint, überhaupt an einem Ort bleiben zu können und nicht zur Flucht gezwungen zu sein. Oder auch die Klima-Aktivisten der "Letzte Generation" beschäftigen sie. Denen wird vorgeworfen, durch ihre Klebeaktionen Mobilität und damit Freiheit zu verhindern – dabei gehe es doch vielmehr darum, auch zukünftigen Generation die Möglichkeit zu geben, auf unserem Planeten ein lebenswertes Leben zu führen. 

Und so erscheint es mehr als sinnvoll, unseren aktuell sehr verkürzten Freiheitsbegriff zu hinterfragen. Genau das ist es, was laut Eva von Redecker philosophisches Denken bewirken kann: Philosophie mit gesellschaftlichem Engagement verbinden und dabei den Mut nicht verlieren, auch große Veränderungen zu denken und anzustoßen. Von Redecker betont, dass jede Form gelebter Kooperation und gegenseitiger Unterstützung ein wichtiger Schritt ist, um den Raum für neue Ideen und Freiheiten zu öffnen. Dabei kann das philosophische Denken wichtige Impulse geben. 

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