Die Klassik Stiftung Weimar trauert um die Künstlerin Rebecca Horn. Sie schuf für die Stiftung die bedeutende Rauminstallation "Konzert für Buchenwald", die seit 1999 in einem historischen Straßenbahndepot in Weimar zu sehen ist. Das Werk gilt als eines der bedeutendsten Beispiele zu dem Thema Holocaust in der zeitgenössischen Kunst in Deutschland, so die Stiftung.
Erst am Sonntag, als die Nachricht vom Tod der im hessischen Odenwald geborenen Ausnahmekünstlerin bekannt wurde, hatte die Stiftung noch eine Veranstaltung zu dem Werk im gemeinsamen Programm mit dem Kunstfest Weimar. Mit fünf Meisterschülerinnen und Meisterschülern Horns sei dabei über das "Konzert für Buchenwald" reflektiert worden, sagte die Direktorin der Museen der Klassik Stiftung Weimar, Annette Ludwig. Es sei "eine Veranstaltung als Hommage an die bedeutende Künstlerin zu Ihrem 80. Geburtstag" gewesen, "die nun gewissermaßen zum Requiem wurde".
Ludwig lobte Horn als "eine Meisterin der Eroberung und Aktivierung vergessener Räume und deren Verbindung mit Geschichte, Bewegung, Rhythmen, Licht und Körperlichkeit, für die sie oft Saiteninstrumente als plastische Chiffren einsetzte." Das "Konzert für Buchenwald" verdichte diese Leitmotive in einer Installation, deren Wirkmächtigkeit auch nach 25 Jahren ungebrochen sei.
"Mit Eigensinn und Phantasie"
Horn starb Freitagabend im Alter von 80 Jahren. "Mit ihr verlieren wir die bedeutendste deutsche Künstlerin der Nachkriegszeit und eine der wichtigsten Bildhauerinnen der Gegenwart", schreibt Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums in Duisburg, in einem Statement am Montag. "Mit Eigensinn und Phantasie hat sie die Sprache der Kunst neu erfunden. Ihre Maschinen verzaubern uns mit ihrem Witz, ihrer Melancholie und ihrer Schönheit. Sie verdanken ihre Existenz den Betrachtern, die sie erst zum Leben erwecken. Es erfüllt uns mit Dankbarkeit, dass wir seit dem Jahr 2017, dem Jahr, in dem Rebecca Horn für ihr Lebenswerk mit dem Wilhelm-Lehmbruck-Preis ausgezeichnet worden ist, die meditative Installation der Hauchkörper bei uns in der Sammlung haben." Auch die Akademie der Künste trauert. Rebecca Horn wurde 1993 zum Mitglied der Sektion Bildende Kunst gewählt.
Ihr Tod hinterlasse eine große Lücke in der internationalen Kunstwelt, teilte der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) mit. Er nannte das Lebenswerk Horns einzigartig und visionär. "Mit ihren einzigartigen und vielschichtigen Werken, die Skulptur, Installation, Film und Poesie vereinen, hat sie das Verständnis von Gegenwartskunst und deren Ausdrucksformen nachhaltig geprägt." Ihr unermüdliches Schaffen habe nicht nur die Kunstwelt bereichert, sondern auch die kulturelle Identität Hessens mitgeprägt. "Es erfüllt mich mit Stolz, dass ein bedeutender Teil ihres Lebenswerks im März dieses Jahres in Hessen ein dauerhaftes Zuhause gefunden hat und der Öffentlichkeit zugänglich bleibt", sagte Rhein weiter.
Hessens Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels (SPD) teilte mit, Horn habe die deutsche und internationale Kunstszene über Jahrzehnte hinweg tief geprägt. "Sie war eine Ausnahmekünstlerin, die es verstanden hat, mit einzigartigen Installationen, Filmen, poetischen Texten, Zeichnungen und Performances neue künstlerische Perspektiven zu eröffnen."