Ein Foto vom perlenden Champagner, ein Selfie mit Avocadotoast, eine Großaufnahme vom pochierten Ei: Getränke und Essen zählen zu den beliebtesten Motiven im Social Web. Doch woher kommt eigentlich der Drang, noch vor der Gabel zur Kamera zu greifen, welchen Reiz üben Nahrungsmittel seit jeher auf Künstlerinnen und Künstler aus – und was erzählen uns ihre Bilder vom Genuss und seinen Nebenwirkungen? In dieser Folge von "Kunst und Leben", dem Podcast des Monopol-Magazin, tauchen wir ein in die jahrtausendealte Liaison von Kunst und Essen, die heute eine neue Blüte erfährt: Auf Kunstfestivals und Biennalen wird gekocht und gespeist – es sind längst nicht mehr nur die Augen, die mitessen.
Im Gespräch mit Detektor.Fm-Moderatorin Aileen Wrozyna erzählt Sebastian Frenzel, stellvertretender Chefredakteur von Monopol, wie schon die Ägypter, Griechen und Römer ihre Empfangs- und Speiseräume mit Fresken oder Mosaiken der Speisekultur schmückten. In der christlichen Tradition paart sich Sinnlichkeit mit Sünde – vom verführerischen Apfel, den Lucas Cranach Eva in die Hand malt, bis zu Pieter Brueghels "Schlaraffenland". Ob Stilleben-Maler des 17. Jahrhunderts, Impressionisten, Realisten, Surrealisten oder Futuristen – quer durch die Zeiten und Stile stürzen sich Künstler mit großem Appetit aufs Essen. Mit der von Daniel Spoerri in den 1960er-Jahren entwickelten Eat Art kommen dann tatsächlich essbare Kunstwerke auf den Tisch – und damit Fragen zu Geselligkeit, sozialen Codes und der identitätsstiftenden Bedeutung von Essen.
An diesem Themenspektrum arbeitet auch Marie Hélène Pereira, Kuratorin für Performative Praktiken am Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Im Monopol-Podcast erzählt sie von der Veranstaltungsreihe "Tongue und Throat Memories – In Gastfreundschaft geteiltes kulinarisches Wissen", in der das Publikum zu interkulturellen Kochsessions eingeladen wird. Dafür holen Pereira und ihr Team Köchinnen und Köche aus aller Welt nach Berlin, die sich intensiv mit den Geschichten einzelner Lebensmittel auseinandersetzen. So servierte die Köchin Fatmata Binta etwa Fonio, eine Hirsesorte, die besonders klimaresilient ist und eng mit der Kulturgeschichte des Fulani-Volkes in West- und Zentralafrika verknüpft ist. "So wird die Zubereitung von Lebensmitteln und das Essen zum Vorwand, um von einer bestimmten Kultur und einer bestimmten Geschichte zu lernen", erklärt Pereira. In diesem Part des Podcasts wird diesmal Englisch gesprochen.
"Kunst und Leben" ist ein Monopol-Podcast in Kooperation mit Detektor FM. Zweimal im Monat behandeln wir darin alles, was die Kunstwelt bewegt, schauen hinter die Kulissen, lassen Kuratorinnen und Künstler zu Wort kommen und erfahren Exklusives zu ihren Arbeiten und Perspektiven.
Podcast "Kunst und Leben"