Für was die Sonne alles so herhalten muss. Im selbst ernannten Sunshine State Kalifornien brennt sie nicht nur vom Himmel, sondern ziert in verzwergter Comicform auch Billboards, Straßenschilder und Motelfassaden. Die US-Künstlerin Nancy Holt (1938–2014) hat sich für beide Phänomene interessiert: die Kraft des Sonnenlichts, das die Wahrnehmung unserer Welt prägt, und die kleinen Bildchen, mit denen wir die Urkräfte zu fassen versuchen.
In ihrer Serie "California Sun Signs" von 1972 fotografierte sie alle Erwähnungen von Sonne, die ihr während eines Roadtrips an der amerikanischen Westküste begegneten. Und in ihrem monumentalen Projekt "Sun Tunnels" (1973–76) wurde sie selbst zur Dompteurin der Naturgewalten – und liefert damit die Gegenthese zu der Annahme, Frauen hätten dem Gigantismus der männlichen Land-Art-Kollegen vor allem ephemere Performances entgegengesetzt. In der Wüste von Utah ließ Holt massive Betonröhren installieren, in die das Licht je nach Tageszeit immer anders durch Konstellationen von Löchern fällt. Zweimal im Jahr, zur Winter- und Sommersonnenwende, rahmen die Gehäuse genau den Auf- und Untergang des Himmelskörpers ein.
Nancy Holt würdigte das Kleine und das Große gleichermaßen – was eine retrospektive Ausstellung zur Herausforderung macht, wie man gerade im Berliner Gropius Bau sehen kann. Die Eingriffe in die Landschaft, die die Künstlerin teils allein, teils in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Robert Smithson vornahm, lassen sich im Museum nur durch Dokumentationen und Skizzen vermitteln – diese verhalten sich zum Originalwerk in etwa so wie die "Sun Signs" zur tatsächlichen Sonne.
Unmittelbarer funktioniert dagegen die Konkrete Poesie, die die Künstlerin in Poster und Papierarbeiten umsetzte. Auch ihre Serien von Landschaftsfotografien sind unaufdringliche Meditationen über das Sehen und den menschlichen Einfluss auf unsere Umwelt. Bei genauem Hinsehen lassen sich auf allen Bildern Spuren von Zivilisation erkennen – das Anthropozän in seiner diskretesten Form. Im Lichthof des Gropius Baus erhebt sich eine riesige Installation aus Glühbirnen und geschwungenen Metallstreben, die rund 40 Jahre nach ihrer Entstehung eher nach Design aussieht. Holts Faszination für elektrische Infrastruktur und die Offenlegung von Stromflüssen lässt sich heute nur noch bedingt nachvollziehen. Dagegen wirkt ihre Land-Art in Zeiten der Klimakrise aktueller denn je. Wir alle sind davon abhängig, was die Sonne mit uns macht.
Für die Ausstellung "Nancy Holt: Circles of Light" im Gropius Bau Berlin (bis 21. Juli) verlost Monopol 5 x 2 Freikarten. Für die Teilnahme an der Verlosung bitte eine E-Mail mit dem Betreff "Sonne" und Ihrem Vor- und Nachnamen bis Freitag, 10. Mai, 14 Uhr, an info(at)monopol-magazin.de schicken. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden per Mail benachrichtigt und bekommen einen Link zum Downloas der kostenlosen Eintrittskarten. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.