„BILDER IM KOPF, KÖRPER IM RAUM“ – FRANZ ERHARD WALTHER
Franz Erhard Walther formuliert Anfang der 1960er-Jahre – im Umfeld des Minimalismus und jenseits des klassischen Verständnisses von Skulptur und Malerei – einen neuen Werkbegriff, der die Betrachter*in als Akteur*in mit einbezieht: Sein Erster Werksatz (1963–1969) aus 58 aktivierbaren Elementen ist legendär. Damit belegt der Künstler sein Verständnis einer Skulptur und versteht die ausgeführte „Handlung als Werkform“: Gesten und Handlungen werden zum essenziellen Bestandteil der Arbeit.
In seinen Werken erzielt er eine unvergleichbare Verschränkung von Malerei, Skulptur und Architektur und wurde – nicht zuletzt auch durch seine langjährige Professur an der Hochschule für bildende Künste Hamburg – zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler Deutschlands. 2017 erhielt er für sein Werk den Goldenen Löwen der Biennale Venedig. Aufgrund der andauernden Aktualität und Relevanz für die aktuelle Kunst und zu Ehren seines 85. Geburtstags zeigt die Bundeskunsthalle eine Übersichtsausstellung zum Werk des Konzeptkünstlers.
Die Ausstellung präsentiert eine konzentrierte, repräsentative Auswahl von handlungsbasierten Arbeiten sowie Zeichnungen „als Innenblick“ aus verschiedenen Perioden. Sie ist offen und dialogisch angelegt und zeigt Walthers Kunst als nicht abgeschlossen und mit den Imaginationen und Handlungen der Besucher*innen korrespondierend – es entstehen die „Bilder im Kopf“ und nachfolgend „Körper im Raum“.
Eine große Aktivierungsfläche im Zentrum der Ausstellung gibt die Möglichkeit, ausgewählte Exhibition Copies in die Handlung zu übertragen, die Werke können z.B. angezogen, oder übergestülpt werden. Durch die Interaktion zwischen Körper und Objekt wird jede*r selbst zum Teil des Kunstwerks. Die Ausführenden schaffen ihre eigenen Erzählunge und das Werk ist in einer ständigen Veränderung begriffen: Werk, Körper, Ort und Raum verschmelzen in ungewohnter Weise zu einer Einheit, die neue Erfahrungen im Umgang mit Kunst und sich selbst generieren.
Die Ausstellung ist eine Kooperation der Bundeskunsthalle mit der Franz Erhard Walther Foundation.
Im Medienkunstraum im Untergeschoss wird parallel zur Ausstellung eine Videoauswahl mit historischen Performances und Vorführungen von Künstler*innen gezeigt, die während Franz Erhard Walthers Aufenthalt in New York (1967–1973) gewirkt haben. Werke von Merce Cunnigham, Yvonne Rainer, Trisha Brown, Carolee Schneemann u.a. visualisieren den innovativen Ausdruckswillen vieler Künstler*innen der damaligen Zeit Körper, Bewegung, Handlung und Raum in eine Erzählung zu bringen.