Traditionell räumt die Kunst der Theatralik historischer Ereignisse die größten Formate ein. Ganz auf die jüngste Vergangenheit bezogen, lässt Florian Haas (*1961) kollektive Geschichtserfahrungen auf seinen von der Linolplatte gedruckten, wandfüllenden Panoramen in aufrüttelnden Bilderzählungen wiederkehren. Sie sind Resultat intensiver künstlerischer Recherche und eine Verdichtung autobiografischer Beobachtung ebenso wie alltäglicher und kultureller Phänomene. Ihr Spektrum spiegelt dabei die Verwerfungen der letzten Jahre wider: Kommerzialisierung und soziale Ungerechtigkeit, ländlicher Strukturwandel, Artensterben, Krieg und Pandemie – häufig sind ihre Akteure in tanzende Skelette verwandelt, die dem Triumph des Todes dienen. Haas verdichtet seine Schilderungen in Form illustrativer Zitate und mehrdeutiger Piktogramme. Zwischen Allegorie und ornamentaler Gestaltung leiten seine Bildwelten zugleich zum Handeln an – gegen die Absurditäten gesellschaftlicher Ignoranz und Verantwortungslosigkeit.