Die Ausstellung Colours and Lines in Motion bringt drei Positionen der abstrakten Kunst in einen Dialog und spannt einen Bogen von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die jüngere Vergangenheit. Die Konzentration auf Farbe, Linie und Fläche sowie die radikale Abkehr von jeglicher Gegenständlichkeit bilden den gemeinsamen Erzählfaden von Verena Loewensberg, Imran Mir und Anton Stankowski. Alle drei verbindet ihr persönlicher Austausch mit dem Künstler und Gestalter Max Bill. Ihre Werke zeugen jedoch von einem jeweils eigenen Vokabular der Abstraktion, das lokale kulturelle Einflüsse und biografische Prägungen aber auch Zeitgeschichtliches in sich vereint.
Mit seinem Sammlungsschwerpunkt der konkreten Kunst um Anton Stankowski, der unlängst um eine spektakuläre Neuerwerbung von Verena Loewensberg erweitert wurde, zeigt das Kunstmuseum Gelsenkirchen als erste deutsche Institution Werke des pakistanischen Künstlers Imran Mir. Dessen Formdenken manifestiert sich – wie bei Stankowski – sowohl in der Malerei als auch im angewandten Design. Systematik, Serialität und Geometrie spielen bei Mir ebenso eine Rolle wie der Bruch mit starren Ordnungen. Dieser resultiert in freieren Bildkompositionen mit lyrischen, musikalischen und kosmischen Bezügen, die Vergleiche zu Verena Loewensberg zulassen. Die Ausstellung lädt dazu ein, das weite Universum ungegenständlicher Kunst neu zu entdecken. In diesem bewegen sich weltweit zahlreiche Künstler*innen, deren Formsprache in die Erzählung der Moderne eingebettet ist, ohne dass sie sich selbst zwingend innerhalb des westlichen Kanons verorten.