Eigentlich studierte er in den 1980er-Jahren Journalismus, aber als einer seiner Professoren merkte, wie unglücklich der Student damit war, drückte er Erwin Olaf eine alte Leica-Kamera in die Hand. "Ich habe mich sofort verliebt", erzählte der Niederländer einmal, "das kalte Metall in meiner Hand, es fühlte sich ganz natürlich an. Als ich die ersten Fotos machte, wusste ich, dass ich meine Berufung gefunden habe."
Danach fotografierte Olaf für progressive Magazine, Theaterproduktionen und arbeitete unentgeltlich für eine niederländische LGBTI-Organisation. Es folgten Aufträge, die niederländische Königsfamilie abzulichten, und seine erzählerische Serie "Palm Springs".
Vom analogen Fotoreporter zum digitalen Erzähler komplexer Geschichten: Erwin Olafs Arbeiten kreisten zunehmend um die großen Dinge des Lebens: Schönheit, Einsamkeit und Verzweiflung. "Ich möchte eine perfekte Welt zeigen, aber mit einem Riss darin. Ich will das Bild verführerisch machen, um den Betrachter in die Geschichte hineinzuziehen", sagte Olaf einmal.
Jetzt ist der Künstler im Alter von 64 Jahren gestorben, wie sein Studio am Mittwoch auf Instagram bekanntgab. Er habe vor einigen Wochen eine Lungentransplantation erhalten und sei am Mittwoch plötzlich in einem kritischen Zustand gefallen. Er habe nicht auf Wiederbelebungsmaßnahmen reagiert.
Einem Bericht der "New York Times" aus dem Jahr 2019 zufolge wurde bei Olaf 1996 ein Emphysem diagnostiziert. Man habe ihm gesagt, dass er nicht älter als 60 Jahre werden würde. Als der Bericht erschien, war Erwin Olaf schon über 60 und äußerte sich optimistisch, dass er sogar 70 Jahre alt werden könnte.