Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe, Köln, Los Angeles, New York, Potsdam, Riehen, Wien und Wuppertal

 

Forward Festival in Berlin

 

Das "Forward Festival" in Berlin lockt mit großen Namen der Kunst- und Design-Szene. Im Haus der Kulturen der Welt findet noch am heutigen Freitag Programm statt. Der Fokus ist ganz darauf ausgelegt, Kreative zu vernetzen und sowohl Erfahrungen als auch Ideen zu teilen. Vertreter unterschiedlichster Disziplinen treten auf, darunter Designerinnen, Fotografen, Illustratorinnen, Typografen und Künstlerinnen. Auf drei verschiedenen Bühnen treten über 40 Redner auf, zusätzlich bieten die Veranstalter Workshops, Happenings und Interaktive Formate, um Kreative zu vernetzen. Außerdem werden im Ausstellungsbereich immersive Installationen gezeigt. Das Festival ist bereits ausverkauft , auf der Website des Veranstalters kann man sich jedoch noch für Wartelistenplätze eintragen, außerdem gibt es Online-Angebote.

"Forward Festival Berlin", bis 15. September

Haus der Kulturen der Welt
Foto: Studio Bowie

Haus der Kulturen der Welt


Faszinierender Horror in Düsseldorf

Angst, Ekel, Unbehagen – will man nicht haben? In der Kunst, in Mode, Musik und Film kommt die Negation des Schönen, Wahren und Guten sehr wohl gut an. Die Themenschau „Tod und Teufel“ im Düsseldorfer Kunstpalast widmet sich künstlerischen Strategien des Grauens. Unheimliche Landschaften der Romantik sind zu sehen sowie Figuren aus frühen Gruselfilmen. Der Hauptteil der Schau versammelt Werke aus den vergangenen 20 Jahren, unter anderem von Berlinde De Bruyckere, den Chapman-Brüdern, Eliza Douglas, Andres Serrano oder Mary Sibande.

"Tod und Teufel. Faszination des Horrors", Kunstpalast, Düsseldorf, 14. September bis 21. Januar 2024

Eliza Douglas "Untitled“, 2023
Foto:Marc Domage, © Eliza Douglas

Eliza Douglas "Untitled“, 2023


Heinz Mack in Karlsruhe

Lichtkunst des Zero-Künstlers Heinz Mack zeigt das Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM). Von diesem Samstag an werden rund 130 Werke präsentiert. Der 92-Jährige Bildhauer und Maler, der im nordrhein-westfälischen Mönchengladbach und auf Ibiza lebt und arbeitet, hat als Mitbegründer der Künstlergruppe ZeroWeltruhm erlangt. 

Von der Licht-Choreografie über das Spiel mit Wind und Spiegeln bis hin zum Sahara-Projekt - die Schau "Mack im ZKM" gibt bis zum 7. April nächsten Jahres auf 2900 Quadratmetern Einblick in das Schaffen von 1955 bis heute. In den riesigen Hallen des Medienkunstzentrums, das in einer ehemaligen Munitionsfabrik untergebracht ist, sind nach Angaben des ZKM auch Werke zu sehen, die verloren gegangen sind und nun hier rekonstruiert oder neu inszeniert werden. 

Ob Spiegelobjekte in gleißender Wüstensonne, flirrende Farbprismen in der Arktis oder reflektierende Stelen - Macks Lichtreliefs und Installationen zählen zu den Klassikern der modernen Kunst. Vor allem seine frühen Werke werden heute zu Höchstpreisen gehandelt und in internationalen Museen gezeigt. 

Mack und Zero-Mitstreiter wie Otto Piene und Günther Uecker störten sich in den 1950er- und 60er-Jahren daran, dass die Kunst sich so sehr mit den Traumata des Weltkriegs beschäftigte. Mack wollte zeigen, dass "Schönheit eine Berechtigung auf der Welt hat". Zero stand für Neuanfang – die Stunde Null. Mack, mehrfach ausgezeichneter documenta-Teilnehmer, reiste unter anderem in die Wüste, um mit Licht und Raum in reinster Form zu arbeiten. Seine Licht-Installationen zählen zu den frühesten Beispielen der Land Art. (dpa)

"Mack im ZKM", Karlsruhe bis 7. April 2024


Füsun Onur in Köln

Humorvoll, manchmal spröde, immer eigensinnig sind die Werke von Füsun Onur. Mit ihren Skulpturen spielt die 1937 in Istanbul geborene Künstlerin mit der Zweidimensionalität der Malerei sowie mit der traditionellen Idee, Kunst wäre "zeitlos“. Anhand von Alltagsdingen erzählt Onur Geschichten aus dem Leben und bettet sie zugleich in einen größeren historisch-politischen Kontext ein. So formen Puppen, ein Kinderkleid und schwarze Stiefel ein Erinnerungsbild der Künstlerin, die im Zweiten Weltkrieg aufwuchs (Installation "War Through the Eyes of a Child“). Das Kölner Museum Ludwig widmet Füsun Onur eine überfällige, große Retrospektive.

"Füsun Onur. Retrospektive", Museum Ludwig, Köln, bis 28. Januar 2024

„Third Dimension in Painting/Come In“, 1981, Detail, Ausstellungsansicht  „Through the Looking Glass“, Arter, Istanbul, 2014
Foto: Murat Germen, © Füsun Onur, Courtesy Arter

Füsun Onur, "Third Dimension in Painting/Come In“, 1981, Detail, Ausstellungsansicht "Through the Looking Glass", Arter, Istanbul, 2014

John Waters in Los Angeles

Dem Werk des US-Kultregisseurs John Waters (77), der mit unkonventionellen Filmen wie "Hairspray", "Polyester", "Pink Flamingos" und "Cry-Baby" bekannt wurde, wird in Los Angeles eine große Ausstellung gewidmet. Die Schau "John Waters: Pope of Trash" mit mehr als 400 Werken wird ab diesem Sonntag bis August 2024 im Academy Museum of Motion Pictures gezeigt.

Nach Angaben des Museums ist es die erste umfassende Ausstellung über sein filmisches Schaffen ab Beginn seiner Karriere, mit teilweise noch nie gezeigten Stücken. Waters habe Erinnerungen aus vielen Jahrzehnten zusammengetragen und dabei auch auf Speichern und in Kellern gestöbert, sagte Museums-Chefin Jacqueline Stewart in einer Mitteilung.

Der 77-Jährige mit dem charakteristischen, hauchdünnen Oberlippenbärtchen, der seit den 1970er-Jahren provoziert, unterhält und schockiert, handelte sich mit seinen schrillen Werken den Spitznamen "Pope of Trash" (Schund-Papst) ein. Die Show umfasst frühe Kurzfilme und Tabubrecher wie "Pink Flamingos" mit der Drag Queen Divine. Ausgestellt werden handgeschriebene Drehbücher und Kostüme, etwa eine Lederjacke, die Johnny Depp in "Cry-Baby" trug. Der schwule Filmemacher, der seiner Heimatstadt Baltimore im Ostküsten-Staat Maryland treu geblieben ist, erhält in Hollywood eine weitere Ehrung: Am 18. September soll Waters auf dem berühmten "Walk of Fame" mit einer Sternenplakette verewigt werden. (dpa)

"John Waters: Pope of Trash", Academy Museum, Los Angeles, bis 28. Oktober


Wolfgang Tillmans in New York

Wenige Monate nach seiner Solo-Schau im Museum of Modern Art (MoMA) hat der deutsche Künstler Wolfgang Tillmans schon wieder eine Ausstellung in New York. "Wolfgang Tillmans: Fold Me" ist bis Mitte Oktober in den Räumen des deutschen Galeristen David Zwirner im Stadtteil Chelsea in Manhattan zu sehen.

Die Räume fühlten sich für ihn wie eine "Erweiterung seines Studios" an, sagte Tillmans bei einer Vorbesichtigung der Schau. Zu sehen ist neben neuen fotografischen Werken auch ein Film. Es handelt sich um die vierte Solo-Ausstellung von Tillmans bei Zwirner, der zu den erfolgreichsten Galeristen der Welt gehört.

Im vergangenen Jahr hatte das MoMA Tillmans eine große Solo-Ausstellung gewidmet, die von Kritikern gefeiert wurde. "Wolfgang Tillmans: To look without fear" ist derzeit in Toronto zu sehen und soll danach noch nach San Francisco weiterziehen. Der 1968 in Remscheid geborene Fotograf gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern und wurde unter anderem schon mit dem Turner-Preis, dem Bundesverdienstkreuz und dem Goslarer Kaiserring ausgezeichnet.

"Wolfgang Tillmans: Fold me", David Zwirner, New York, bis 14. Oktober


Picasso in New York

Einem nie vollendeten Auftrag für den spanischen Künstler Pablo Picasso (1881-1973) aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn wird nun erstmals eine Ausstellung gewidmet. "Picasso: A Cubist Commission in Brooklyn" soll von Donnerstag an bis zum 14. Januar im renommierten New Yorker Metropolitan Museum zu sehen sein.

Der Auftrag kam 1910 von Hamilton Easter Field, der in einem Haus in Brooklyn lebte. Der Künstler und Sammler hatte Picasso in Paris kennengelernt und ihn per Brief darum gebeten, seine Bibliothek mit bis zu elf speziell angefertigten kubistischen Gemälden auszustatten.

Picasso, der nie in die USA reiste, arbeitete in seinem Pariser Studio an dem Auftrag, stellte ihn bis zum Tod von Field 1922 jedoch nicht fertig. Die Schau zeigt nun neben historischen Dokumenten wie dem Original-Brief von Field zahlreiche Skizzen und Werke, die Picasso während der Arbeit an dem Auftrag anfertigte.

"Picasso: A Cubist Commission in Brooklyn", Metropolitan Museum New York, bis 14. Januar


Grafiken der Wendezeit in Potsdam

In der Urania in Potsdam hat am Dienstag eine neue Ausstellung mit Werken aus der Wendezeit begonnen. Die Werke bildeten die Gesamtauflage einer Grafikmappe, die 1991 zum 100. Geburtstag des Dichters Johannes R. Bechers herausgegeben werden sollte, erklärte eine Sprecherin der Urania. Die Mappe blieb allerdings zunächst unveröffentlicht.

Becher war in hohen politischen Ämtern der DDR tätig und schrieb den Text der DDR-Hymne. "Die Zerrissenheit Bechers zwischen künstlerischem Selbstverständnis und politischer Funktion bot den beteiligten Kunstschaffenden in der Umbruchszeit 1989/90 eine Möglichkeit, das eigene Bestehen zwischen Auflösung und Neuorientierung zu reflektieren", führte die Sprecherin der Urania aus. Vor diesem Hintergrund entstanden 30 Werke "von poetischer Kraft und kritischem Zynismus".

Die Auflage lag zuletzt im Depot des Museum Utopie und Alltag in Beeskow (Landkreis Oder-Spree). Die Schau soll bis zum 1. Dezember in der Urania zu sehen sein. (dpa)

"Spurensuche -  Grafiken mit künstlerischen Positionen aus dem Jahr 1990", Urania Verein Potsdam bis 1. Dezember

Ingo Arnold "Porträt Johannes R. Becher", 1990
Foto: Armin Herrmann

Ingo Arnold "Porträt Johannes R. Becher", 1990


Niko Pirosmani in Riehen

in Kameltreiber, ein Fischer, eine Bäuerin mit Kindern auf dem Weg zum Brunnen: Die Motive des georgischen Malers Niko Pirosmani sind oftmals mitten aus dem Leben. Sein Malstil: kräftige Farben, schwungvoller Pinselstrich. Pirosmani (1862-1918) gilt als Vorreiter der modernen Kunst und wird unter anderem von Größen wie Georg Baselitz verehrt. Das Schweizer Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst, die Fondation Beyeler, zeigt ab 17. September die bisher bedeutendste internationale Pirosmani-Ausstellung, wie das Haus in Riehen bei Basel berichtete. Zu sehen sind 50 Werke des Malers, der auch als "Rousseau des Ostens" bezeichnet wird - in Anlehnung an den französischen Maler der Naiven Kunst.

Viel ist über den Künstler nicht bekannt. Pirosmani stammte aus einer Bauernfamilie, verlor seine Eltern früh und wuchs dann bei einer wohlhabenden Familie in der Hauptstadt Tbilissi (Tiflis) auf, wo er zur Schule gehen konnte. Das Malen hat er sich selbst beigebracht. Er war Schriftsetzer, arbeitete bei der Eisenbahn, betrieb einen Milchladen und malte nebenbei Schilder und Porträts. Irgendwann wurden andere Künstler auf ihn aufmerksam und förderten ihn. Doch blieb der Maler dem Kunstbetrieb lieber fern. "Er lebte als vagabundischer Bohémien in den Tavernen von Tiflis", schreibt die Fondation Beyeler. 

Das Museum zeigt Porträts und Tierbilder sowie Alltagsszenen und Landschaften. "Dank einer großen Empfindsamkeit gelangen Pirosmani ikonische Bilder von eigentümlicher Ausdruckskraft", schreibt das Museum. "Fast allen Pirosmani-Kunstwerken ist eine harmonische Ruhe gemein, die die spirituelle Dimension unterstreicht." (dpa)

"Niko Pirosmani", Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, bis 28. Januar 2024


Michelangelo in Wien

Seine männlichen Akte sind präzise, gewaltige Muskel-Landschaften. Michelangelo (1475-1564) idealisierte den menschlichen Körper. Die Schau "Michelangelo und die Folgen" in der Wiener Albertina (15.9. bis 14. Januar 2024) will anhand von rund 140 Werken veranschaulichen, wie der Renaissance-Künstler über Jahrhunderte nachfolgende Generationen prägte, aber auch wie der von ihm geschaffene Kanon verfiel. Unter den ausgestellten Zeichnungen sind nach den Worten von Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder 80 herausragende Männer-Akte. "Seine Figuren sind von inneren Spannungen geradezu zerrissen", sagte Schröder am Donnerstag in Wien. Fast alle Werke stammen aus der riesigen grafischen Sammlung der Albertina.

Begründet hat Michelangelo das Modell des athletischen Körpers nicht erst mit den mehr als 100 oft vor Muskeln strotzenden Charakteren an der Decke der Sixtinischen Kapelle in Rom. Schon 1504 beim Auftrag für ein Bild über die "Schlacht von Cascina" habe sich der Künstler in seinen Vorarbeiten mit den komplizierten Bewegungsmotiven der männlichen Akte auseinandergesetzt, so die Ausstellungsmacher. Der "Männliche Rückenakt" (1504) eines Soldaten wird so zum Ausschnitt eines heroischen Figurenideals.

Einer, der Michelangelo genau studiert, ist unter anderem Raffael (1483-1520). Doch die Ausstellung umfasst auch die Gegenbewegung, wie sie Rembrandt (1606-1669) verkörpert. Im Gegensatz zu Michelangelo habe der niederländische Meister als Anhänger des Realismus keine Scheu vor der Hässlichkeit des Menschen gehabt, sagte Schröder. Bei ihm seien die Abdrücke von Strumpfbändern auf den Beinen genauso zu sehen wie der Bauch einer Frau, die sieben Kinder zur Welt gebracht habe. Den völligen Bruch mit dem idealisierten Körper zeigt nicht zuletzt der Raum mit Zeichnungen von Egon Schiele (1890-1918). In dessen drastischem "Mädchenakt mit verschränkten Armen" (1910) ist Nacktsein gleichbedeutend mit maximalem Ausgesetztsein. (dpa)

"Michelangelo und die Folgen", Albertina in Wien, bis 14. Januar

Michelangelo Buonarroti, "Studien für die Lybische Sybille", um 1510/11
Foto: © bpk / The Metropolitan Museum of Art

Michelangelo Buonarroti, "Studien für die Lybische Sybille", um 1510/11


Picasso und Beckmann in Wuppertal 

Zum 50. Todesjahr Pablo Picassos wartet das Von der Heydt-Museum in Wuppertal mit dem Höhepunkt seines Ausstellungsjahres auf: Rund 200 Werke von Pablo Picasso und Max Beckmann werden von Sonntag an in einer großen Schau gegenübergestellt. "Pablo Picasso / Max Beckmann: Mensch - Mythos - Welt" ist bis 7. Januar in Wuppertal zu sehen, bevor sie nach Hannover ins Sprengel-Museum wechselt.

Mit Picasso (1881-1973) und Beckmann (1884-1950) bringt das renommierte Kunstmuseum zwei Schlüsselfiguren der Moderne in Stellung. Beide wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Zeugen zweier Weltkriege, von Armut und Elend.

Beide Künstler verbindet ihr Mitgefühl mit Randexistenzen, mit Gauklern und Armen. Beide wurden von den faschistischen Regimen Francos und Hitlers drangsaliert. Die Werke beider Künstler wurden vom Nationalsozialismus als «entartet» verfemt. Aber beide waren auch Konkurrenten im Kunstbetrieb.

Das Von der Heydt-Museum besitzt Schlüsselwerke beider Maler, die es nun zeigt, ergänzt durch die des Sprengel-Museums und diverser Leihgeber wie etwa dem Pariser Centre Pompidou.

"Picasso/ Beckmann", Von der Heydt-Museum Wuppertal, bis 7. Januar 2024