Manchmal komme ich mir in der Küche wie so ein MacGyver vor. Uns allen ist es schonmal passiert, dass wir am Herd standen und irgendetwas fehlte: Der passende Topf, eine nicht so unwichtige Zutat oder die nötige Zeit, um überhaupt etwas Schmackhaftes hinzubekommen. Dann heißt es: Alles was im Physik-, Chemie-, Technik- und Logikunterricht noch hängen geblieben ist auf die Arbeitsfläche packen und andere Wege suchen, um an das gewünschte Ergebnis zu kommen. Dann wird das Ei halt in einer Kasserolle gebraten und das Öl wird durch die nicht mehr so frische, aber noch essbare Margarine ersetzt. Alternative Lösungen gibt es einige, man muss es manchmal nur wollen.
Als ich neulich gelesen habe, dass es in Deutschland immer weniger Sozialwohnungen gibt habe ich mich schon gefragt, ob die SPD, die aktuell wieder für das Thema Bauen und Wohnen im Bund zuständig ist, nicht einen MacGyver-Kochkurs besuchen sollte. Seit Jahren ist bekannt, dass die Politik in Deutschland (auf Bundes- und Landesebene) es auf dem Wohnungsmarkt schlicht verkackt hat. Seit Jahren tut sich außer leeren Ankündigungen und ineffektiven Maßnahmen wenig bis nichts.
Die Berliner SPD lehnt zum Beispiel jegliche wohnungspolitische Offensive ab und setzt auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Bauwirtschaft. Bundesweit scheitern Bauprojekte an der Gier von Immobilienkonzernen, der lahmen Verwaltung, dem mäßigen Interesse von Parteien an diesem äußert wichtigen Thema. Selbst MacGyver würde bei der SPD-Wohnpolitik kapitulieren, hat ihr Berliner Finanzsenator Anfang der 2000er-Jahre doch Zehntausende Wohnungen verscherbelt und ein wohnungspolitisches Desaster in der Hauptstadt hinterlassen. Bei der SPD klebt das verbrannte Ei samt ranziger Margarine an der Kasserolle fest. Die Berliner SPD hat sogar die Kasserolle selbst verscherbelt. Da helfen auch keine Tricks mehr.
Nachmachen auf eigene Gefahr
Trickreich musste ich um die Ecke denken, weil ich Lust auf Couscous hatte, meine Mutter aber meine Couscoussiere vor fünf Jahren wie so eine SPD-Politikerin "kurz ausgeliehen" und nie wieder zurückgebracht hat. Eine Couscoussiere ist ein Topf mit einem passenden Sieb, das drauf montiert wird. Unten kocht der Sud mit dem Gemüse und dem Fleisch, oben wird der Couscous schonend und aufgelockert gedämpft. Ich habe mir als Küchen-MacGyver selbst geholfen, einen kleinen Topf genommen, ein Edelstahlsieb drauf platziert und mit einem Küchentuch abenteuerlich an den Rändern abgedichtet. Jetzt folgt ein Satz, der eigentlich nie in einem Rezept vorkommen sollte: Nachmachen auf eigene Gefahr. Lieber den Couscous als Instant-Produkt mit heißem Wasser aufquellen lassen und pampig essen, als die eigene Wohnung abfackeln. Es gibt ja davon nicht genug in Deutschland und solange ich die Couscous-Pampe nicht selbst runterwürgen muss, ist das okay.
Für das Topping habe ich mich diesmal für lange Speiserüben entschieden. Die gibt es im Supermarkt, oft aber auch auf dem Wochenmarkt des Vertrauens. Karotten, Kartoffeln, roter Kürbis, Zucchini oder Fenchel gehen auch (sogar in beliebiger Kombination), aber Speiserüben hat man nicht jeden Tag. Speiserüben bringen einen auf neue Gedanken, zum Beispiel endlich für genug Wohnraum für alle zu sorgen. Etwas Olivenöl, zwei mittelgroße Zwiebeln, jeweils eine Prise Kurkuma, Ingwerpulver, Pfeffer, Salz, gehackte Petersilie und/oder Kerbel, reichlich Wasser und die geputzten, geschälten und in dicke Streifen geschnittenen Speiserüben in den Topf geben und so lange kochen, bis alles gut durch ist.
Optional kann man auch ein bisschen Rindfleisch am Anfang mit anbraten und durchkochen lassen, wenn man unbedingt möchte. Hauptsache, die Speiserüben sind am Ende butterweich und schwimmen im eigenen Sud. Den Couscous (egal ob auf MacGyver-Art oder konventionell) auf einen Teller geben, das Gemüse drauf platzieren und mit dem Sud begießen.