Wie Jane Birkin die Mode beeinflusste, lässt sich einigermaßen gesichert sagen: Sie etablierte eine burschikose Eleganz aus Vintage-Denim, Bauernbluse und weißen T-Shirts. Sie trug mehrlagige Halsketten und Mascara unterm Auge und sah überhaupt fast immer so aus, als sei sie gerade aus dem Bett gestiegen und würde trotzdem, oder gerade deshalb, auf der nächsten Party alle anderen Gäste in den Schatten stellen. Und natürlich hinterlässt die am Sonntag im Alter von 76 Jahren verstorbene Schauspielerin und Sängerin der Modelwelt auch die berühmte Birkin-Bag, die auf eine Zufallsbegegnung zwischen Birkin und dem früheren Hermés-Chef zurückgeht.
Was Julian Schnabel zu seinen "Jane-Birkin-Paintings" inspirierte, lässt sich dagegen so genau nicht sagen. Im Jahr 1990 vollendete der US-Maler die Serie aus sechs Gemälden, ohne dass er Birkin zu diesem Zeitpunkt je getroffen hätte. Mit rund fünf mal drei Metern Größe sind sie selbst für Schnabel-Verhältnisse riesig, noch ungewöhnlicher aber ist ihre Form: mit ihren abgerundeten Ecken wirken die Leinwände wie Segel.
Das Meer hat für Schnabel immer schon eine große Rolle gespielt – als Jugendlicher verbrachte er die Ferien am kalifornischen Pazifik und ist seither passionierter Surfer, und wer sich den 2016 erschienen Film "Julian Schnabel – Ein privates Porträt" anschaut, der auf einer der Galli-Insel vor der italienischen Amalfi-Küste beginnt, könnte fast glauben, Schnabel sei gebürtiger Italiener. In New York, seiner tatsächlichen Geburtsstadt, ließ er sich einen Palazzo im Stil der italienischen Renaissance bauen – mit riesigem Pool.
Die Bilder der "Birkin"-Serie entstanden, nachdem Schnabel ein nach der Französin benanntes Segelboot gesehen hatte. Für seine Hommage malte Schnabel statt auf Leinwand auf altem Segelstoff, den er in Ägypten erworben hatte; Wer mag, kann in den abstrakten Gesten und Farbverläufen Himmel und Wolken und das Meer erkennen. Die Farben driften dahin, lässig und zielsicher, eigenen Regel folgend. Vielleicht hat Schnabel die Bilder als Hommage gemeint, vielleicht aber auch als Porträt einer niemals ganz greifbaren Ikone.