Hans-Peter Feldmann war bekannt für seinen Einfallsreichtum und Humor, er ist eine solitäre Figur in der jüngeren deutschen Kunstgeschichte, rätselhaft und doch populär. Wenige Künstler kamen so unaufgeregt daher wie Feldmann, vermutlich lag das im Naturell des Rheinländers, vielleicht kultivierte er seine Onkelhaftigkeit auch ein wenig. Aber wo sonst alles groß und bedeutsam, wichtig, Kunst sein soll, wirkte es bei ihm immer so, als blickte er aus dem Ohrensessel auf die Welt: tiefenentspannt, schmunzelnd. Seine Ausstellungen trugen deshalb meist einfach den Titel "Kunstausstellung".
Der in Hilden geborene Feldmann nahm von der Hoch- und gab der Trivialkultur: als unermüdlicher Bildersammler, der seine Motive in Magazinen, der Werbung oder auf Flohmärkten fand. "Ich sehe mich als jemanden, der Bilder anschaut. Und auch als jemanden, der Bilder klaut, von überall her", sagte der Documenta- und Biennale-Teilnehmer einmal. Porträtierten in klassischen Ölgemälden setzte Feldmann Clownsnasen auf, entfernte aus Seestücken die Schiffe oder versah Körper aus alter Aktmalerei mit Bräunungsstreifen. Er präsentierte ausgehöhlte Scheiben von Mischbrot auf Podesten und machte aus karierten Küchenhandtüchern Mondriane. Er kaufte Passantinnen den Inhalt ihrer Handtaschen ab und präsentierte ihn in Vitrinen. Slapstick, Readymade und Poesie gingen bei ihm Hand in Hand.
Karriere mit Brüchen
Aber anders als etwa bei Martin Kippenberger war Feldmanns Witz nie boshaft: Gerade in ihrer Austauschbarkeit und Wiederholung waren Bilder für ihn – darin ist er ganz Freudianer – Trostspender. Altmeisterliche Malerei und Hobbyfotografien von Sonnenuntergängen bedienen die gleichen Sehnsüchte. Und unterschwellig vibrierte in den Nippes, den kleinbürgerlichen erotischen Träumen und den kitschigen Alltagsobjekten, die der Künstler zusammentrug, auch immer das Verdrängte mit. Über seine eigenen Erfahrungen etwa als Kind am Ende des Zweiten Weltkriegs in den Bunkern von Düsseldorf wollte Feldmann selbst nicht gerne sprechen.
Dem Kunstbetrieb hat Feldmann in seiner langen Karriere immer wieder mal den Rücken zugekehrt: Jahrelang zog er sich in einen Trödelladen in der Düsseldorfer Altstadt zurück. Dennoch liebte ihn die Kunstwelt innig. Zahlreiche Ausstellungen in Deutschland und weltweit – darunter in der Serpentine Gallery in London, dem, Museo Reina Sofía in Madrid oder den Deichtorhallen in Hamburg – zeugen davon. 2010 gewann Feldmann den renommierten Hugo Boss Prize – und tapezierte die Wände des New Yorker Guggenheims mit Scheinen des Preisgeldes.
Am 26. Mai ist Hans-Peter Feldmann im Alter von 82 Jahren gestorben. In Traueranzeigen, die in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagsausgabe) veröffentlicht wurden, würdigten zahlreiche namhafte Künstlerinnen und Künstler sowie Ausstellungsmacher Feldmann als "außergewöhnlichen Künstler und guten Freund": "Seine besondere Persönlichkeit und sein künstlerischer Blick auf die Welt, in der wir leben, werden in seiner Kunst lebendig bleiben."