Wer war Clara Mosch? Wir wissen nicht viel, obwohl der Kunstverein Ost (Kvost) an der Leipziger Straße sogar ihren Personalausweis zeigt. Eine Widerstandskämpferin soll sie gewesen sein, seltsam, dabei wurde Clara Mosch nur fünf Jahre alt.
Hinter dem Akronym, das eine in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) gegründete Produzentengalerie und Künstlergruppe bezeichnet, stecken die Nachnamen der Gründer und einer Gründerin: Carlfriedrich Claus (CLA), Thomas Ranft und Dagmar Ranft-Schinke (RA), Michael Morgner (MO) sowie Gregor-Torsten Schade (SCH) hatten sich zusammengetan, um sich vom staatlich kontrollierten Kunstbetrieb freizumachen. Was den Mitgliedern – es kamen später noch weitere hinzu – aber nicht wirklich gelang, was auch für die Auflösung der Gruppe Ende 1982 verantwortlich sein soll: Man fühlte sich vom Kulturbund der DDR zu sehr drangsaliert. Staatsnahe Kunst, das "war das Schlimmste, was es überhaupt gab", hat Michael Morgner nach der Wende gesagt, "weil es bedeutete Womacka, das bedeutete Sitte, Bergander, Heisig und so weiter. Aber, wenn ich mir das heute angucke, ist jedes Blatt von mir natürlich politische Kunst. Ohne, dass man’s wollte".
Viele Kunstdokumentationen stammen vom IM
Die dokumentarische Ausstellung "Clara Mosch und frühe Kunstaktionen in der DDR", die Kvost-Initiator Stephan Koal aufwendig recherchiert hat und eindrucksvoll in Petersburger Hängung präsentiert, legt den Fokus auf die Aktionen draußen. Hochpolitisch – gerade aus heutiger Sicht – sind die ökologischen Aktionen, das "Bäume verbinden" 1983 im Thüringer Wald, die "Promenade Göhren / Baumbesteigung" 1979 auf Rügen, bei der Schade, Morgner und Wolfgang E. Biedermann nackt auf einen Baum kletterten. Wie die meisten Fotos stammt auch das Bild von der Nacktbesteigung von Ralf-Rainer Wasse. Der Fotograf war assoziiertes Mitglied der Gruppe, zugleich aber inoffzieller Mitarbeiter der Stasi, an die Wasse ebenfalls Abzüge lieferte.
Clara Mosch lehnten aber, auch nach Einsicht der Mitglieder in ihre Stasi-Akten, jeglichen Opferstatus für sich ab. Einerseits empfanden sie Überwachung als reine Energie- und Ressourcenverschwendung, andererseits ermöglichen die Machenschaften des Überwachungsstaats es heute, das Schaffen der Gruppe in der Breite zu dokumentieren, wie es Kvost mit der sehr sehenswerten Ausstellung tut.