Rechtecke in kühlen Farben, in Blau, Violett und Grau, treiben wie riesige geometrische Eisschollen vorbei. Die großformatige audiovisuelle Installation "LIMBO" erkundet mit langsamen Aufnahmen Landschaften im digitalen und abstrakten Raum, unterlegt mit elektronischen Klängen. Wer am gläsernen Box Office des Badischen Staatstheaters entlangkam, konnte sie sehen. 2021 zeigten Karlsruhe und das portugiesische Braga die Gemeinschaftsarbeit von Sarah Degenhardt und João Carlos Pinto. Sie ist eine von mehreren internationalen Kooperationen, die Karlsruhe bisher zusammen mit Partnerstädten aus dem Media Arts Cluster der Unesco präsentieren konnte.
Nur 22 Hotspots der Medienkunst hat die Unesco bisher in ihr globales Netzwerk der "Creative Cities" aufgenommen. Insgesamt sind darin 295 Städte organisiert, die in einem von sieben Bereichen herausragend sind: Film, Musik, Literatur, Kunsthandwerk, Gastronomie, Design oder Medienkunst. Sie alle treiben mit ihrer Kreativität und Innovation ihre urbane, kulturelle und sozioökonomische Entwicklung voran, so die Unesco. Im Netzwerk können diese weltweit führenden kreativen Exzellenz-Zentren Wissen, Strategien, Ideen und praktische Erfahrungen austauschen und gemeinsam Projekte erarbeiten.
Auch das Centre des Arts im französischen Enghien-les-Bains hat eine Schau des Karlsruher Zentrum für Kunst und Medein (ZKM) in adaptierter Form gezeigt. "BioMedien: Das Zeitalter der Medien mit lebensähnlichem Verhalten" erforschte mögliche Formen von organischem und anorganischem Zusammenleben. Mit Gwangju in Südkorea hat Karlsruhe eine gemeinsame Ausstellung produziert. Im Gwangju Museum of Art waren zentrale Werke aus der Medienkunstsammlung des ZKM zu sehen, die zu den weltweit größten ihrer Art gehört.
Visionen für ein digitales Kunstwerk
2020 haben zehn Mitglieder des UNESCO Creative Cities Network Media Arts Cluster das gemeinsame Projekt "City to City" ins Leben gerufen: Karlsruhe, Cali, Austin, Sapporo, Braga, York, Changsha, Guadalajara, Viborg und Kosice. Das Kulturamt der Stadt Karlsruhe lud Medienkunstschaffende ein, digitale Werke zu schaffen, in denen sie sich mit dem Thema "Human Responsibility" beschäftigen.
Fünf gemeinschaftliche Arbeiten gingen aus der Online-Zusammenarbeit zwischen Künstlerinnen und Künstlern aus je zwei verschiedenen Medienkunststädten hervor. Unter dem Motto "PLAY!" wurde das erfolgreiche Projekt im folgenden Jahr fortgesetzt. Dafür kamen noch andere Städte hinzu. Diesmal entwickelten 13 Kunstschaffende in einer dreimonatigen Online-Zusammenarbeit ihre Visionen für ein digitales Kunstwerk.
Die italienische Stiftung Fondazione Santagata hat das Projekt 2021 ausgezeichnet. Sie würdigt nachhaltige Entwicklungen im kulturellen, wirtschaftlichen und kommunalen Umfeld, die mit den Zielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen in Einklang stehen. "City to City" wurde von der Fondazione Santagata als "Bestes internationales Projekt" ausgezeichnet.