Radiobeitrag

Wie eng sind Kapital und Kunst verwoben?

Konzerne, Sammlerinnen und Mäzene halten den Kunstbetrieb am Laufen. Anderseits soll Kunst ein Systemsprenger sein. Zwei Ausstellungen treiben diesen Widerspruch auf die Spitze, wie Elke Buhr bei Detektor FM berichtet

Kapitalismus-Kritik im Ausstellungshaus der Deutschen Bank und Antikolonialismus in den schwindelerregenden Höhen eines Bankenhochhauses: In Berlin und Frankfurt treiben gerade zwei Künstler die Widersprüche auf die Spitze. Mit den Auswirkungen der Finanzkrise 2008 auf den internationalen Handel mit Kunst und das individuelle Leben von Künstlern befasst sich der Brite Isaac Julien in seinem Film "Playtime". Das Berliner Palais Populaire der Deutschen Bank zeigt das 2013 entstandene Werk des Künstlers aus der Sammlung Wemhöner erstmals in Deutschland.

Der 63 Jahre alte Julien, in Großbritannien jüngst zum Ritter geschlagen, wurde im vergangenen Jahr mit dem Goslarer Kaiserring ausgezeichnet. Der Künstler und Filmproduzent ist zudem Mitglied der Academy, die die Oscars vergibt. In seinen Arbeiten befasst er sich häufig mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen wie etwa Rassismus oder Migration. "Kapital spielt eine sehr vieldeutige Rolle in der Kunstwelt", sagte Julien bei der Vorstellung der Ausstellung in Berlin.

Der in sieben Sequenzen erzählte Film "Playtime" ist für Julien nicht nur die Auseinandersetzung mit den Handelnden in einem kollabierenden Kapitalmarkt und den Folgen für eine Kunstwelt, die es sich in einem stetigen Finanzfluss bequem gemacht hat. In mehreren Szenen seines Werks spielt er auch auf "Tatis herrliche Zeiten" von 1967 an. Der Film des französische Regisseurs Jacques Tati heißt im Original ebenfalls "Playtime". Seine Arbeit sei ähnlich ironisch zu verstehen wie Tatis Werk, sagte Julien. Auch Tati habe sich in mehreren Einstellungen mit der Beziehung von Arbeit und Kapital auseinandergesetzt.

Cameron Rowlands Ausstellung in Frankfurter ist voller Sprengstoff

Cameron Rowlands Ausstellung im Frankfurter MMK Tower zeigt, wie eng die Verflechtungen der Bankenstadt mit dem Kolonialismus immer noch sind. Taunustor 1, die Adresse des Tower MMK, ist ein Büroturm im Frankfurter Bankenviertel, entwickelt von der Commerzbank und Tishman Speyer. Dass das MMK hier für 15 Jahre eine Dependance hat und Zuschüsse für Miete und Nebenkosten gezahlt werden, liegt an den Auflagen zur öffentlichen Nutzung von Bürogebäuden. Möglich wird es unter anderem durch die Mieten der hier firmierenden Finanzkonzerne wie Barclay’s, Schroders, J.P. Morgan und Credit Suisse. Cameron Rowland hat sie als Nachfolger von Profiteuren der Sklaverei identifiziert.

Über beide Ausstellungen spricht Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr bei Detektor FM. Sie können das Gespräch hier hören, indem Sie die Inhalte aktivieren: