Margaret Raspé gehört zu den Künstlerinnen, die lange nicht die Aufmerksamkeit bekommen haben, die ihnen zusteht. Unter dem Radar des etablierten Kunstbetriebs also hat die in Berlin lebende Bildhauerin seit den frühen 1970er-Jahren ihre zunächst feministische, später auch ökologisch engagierte Kunstarbeit vorangetrieben. Diese spannende künstlerische Entwicklung ist jetzt im Berliner Haus am Waldsee nachzuverfolgen, dessen neue Direktorin Anna Gritz die erste Raspé-Retrospektive mit dem Titel "Automatik" organisiert hat.
In die Kunstgeschichte hätte zum Beispiel ihre 1971 begonnene Werkgruppe kurzer Super-8-Filme aufgenommen werden müssen, die wohl erstmals in der Kunst mit einem sogenannten Kamerahelm gedreht wurden. So konnte sich Margaret Raspé selbst filmen, wie sie alltägliche, weiblich konnotierte Handlungen vornahm, zum Beispiel abwaschen oder ein Schnitzel braten. Banal, realistisch und gerade dadurch provokant. In der Installation "Kondensation" (1984/2023) treibt sie das weiter: In vier Holzgerüsten steht je ein blauer Wasserkessel auf einer Kochplatte. Das Wasser wird so lange erhitzt, bis Dampf pfeifend aus dem Behälter entweicht. Dieser trifft dann auf hinter den Holzgerüsten aufgespannte Tücher, auf denen Farbpigmente aufgetragen sind – prompt zerfließt die Farbe, und der Wasserdampf beginnt ein Bild zu malen.
Dampf lässt Raspé auch in ihren ökologisch engagierten Arbeiten ab. So in ihrer beklemmenden Performance "Wasser ist nicht mehr Wasser", 1990, in der sie, wie Fotos zeigen, in einen Fluss nahe einer polnischen Lackfabrik steigt. Das Wasser ist dort so stark verschmutzt, das sich ihr Hemd dunkel, fast schon malerisch, einfärbt. Bemerkenswert, dass selbst ihre Berliner Fluxus-Zeitgenossen in den 1970er-Jahren Raspé künstlerisch nicht ernst nahmen.