"Im Zuge der verschärften Sicherheitsmaßnahmen finden Taschenkontrollen statt", teilte eine Museumssprecherin am Montag auf Anfrage mit. Weiterhin dürften nur Taschen in die Ausstellung mitgenommen werden, die nicht größer als DIN A4 seien.
Nach Angaben der Klimaschutz-Protestgruppe "Letzte Generation" hatten ein Mann und eine Frau am Sonntag Kartoffelbrei auf das Gemälde geschüttet. Die Gruppe forderte von der Politik wirksame Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels. Das verglaste Bild wurde nach der Attacke untersucht und wurde laut Museum demnach nicht beschädigt.
Die beiden Klimaaktivisten hätten bei der Attacke Umhängetaschen getragen, die der Größe entsprachen, die mit in die Ausstellung genommen werden dürften, so die Museumssprecherin. "Der Kartoffelbrei befand sich in kleinen Behältern, die theoretisch auch unbemerkt hätten am Körper getragen werden können." Nach neuesten Angaben der Sprecherin waren an der Attacke fünf bis sechs Personen beteiligt.
Aktivisten aus Gewahrsam entlassen
Die Polizei ermittele gegen zwei Beschuldigte wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch, erklärte eine Polizeisprecherin. Ihnen werde vorgeworfen, das Gemälde am Sonntagnachmittag mit einer gelben Flüssigkeit bespritzt zu haben. Anschließend hätten sich die beiden in der Nähe des Bildes mit jeweils einer Hand festgeklebt. Die beiden Personen seien am Sonntag nach einer Befragung auf dem Revier aus dem Gewahrsam entlassen worden, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion West am Montag auf Anfrage.
Die Stiftung des Museumsgründers und Multimilliardärs Hasso Plattner hatte das Bild von Monet im Jahr 2019 für knapp 111 Millionen Euro in New York erworben. "Herr Plattner ist sehr betroffen", sagte die Museumssprecherin. "Wir stimmen unser Vorgehen eng mit ihm ab."
Ende August hatten sich zwei junge Frauen in der Berliner Gemäldegalerie am Rahmen des Gemäldes "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) festgeklebt. Sie trugen dabei ein Plakat der "Letzten Generation". Zuvor hatte es ähnliche Aktionen von Klimaschutz-Aktivisten im Frankfurter Städel Museum und in der Dresdner Gemäldegalerie gegeben. Die Protestgruppe macht schon seit langem mit Blockaden von Autobahnen und Kreuzungen von sich reden.
Museumsbund empört: "Kunstgenuss bald nicht mehr möglich"
Ein Sprecher des Deutschen Museumsbundes (DMB) hat empört auf die Attacke reagiert. "Ein unmittelbarer Kunstgenuss ist so bald nicht mehr möglich - da geht es hin", sagte der Sicherheitsexperte des DMB und der Hasso-Plattner-Stiftung, Remigiusz Plath, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden von den Klimaaktivisten instrumentalisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen - auf Kosten des Kulturguts."
Der Museumsbund empfehle als Sicherheitsmaßnahmen eine Verglasung der Kunstwerke und den Einsatz von mehr Personal, erläuterte Plath. Doch eine Verglasung von großen Formaten sei gar nicht möglich. Da könne nur eine Glasscheibe vor das Gemälde gehängt werden. "Und diese Maßnahmen kosten ebenso wie mehr Personal viel Geld - und das können sich nicht alle Museen leisten", sagte der Experte. "Hundertprozentige Sicherheit haben Sie dann nur, wenn das Werk im Keller im Depot ist."
Plath stellte klar, dass das Wachpersonal bei solchen Angriffen nicht gegen die Aktivisten einschreiten soll. "Das Sicherheitspersonal ist angewiesen, den Saal zu räumen und die Polizei zu alarmieren", sagte Plath. "Wenn es bei einem direkten Eingreifen des Personals zu einem Handgemenge käme, könnten Gemälde weiter zu Schaden kommen oder andere Besucher in Mitleidenschaft gezogen werden."
Parzinger bittet Besucher um Mithilfe
Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat Museumsbesucher zur Mithilfe aufgerufen. "Unser Aufsichtspersonal wird ständig geschult", erklärte Hermann Parzinger am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Absolute Sicherheit könne es aber nicht geben. "Deshalb ist es wichtig, dass auch Besucherinnen und Besucher die Augen aufhalten, um notfalls die Aufsichten alarmieren zu können." Die Sicherheitsstandards der Staatlichen Museen bezeichnete er als sehr hoch. Zudem stehe man im ständigen Austausch mit den jetzt betroffenen Museen.
Der Angriff auf das Monet-Gemälde kritisierte Parzinger scharf. "Die Bilder aus dem Museum Barberini vom Wochenende verstören uns zutiefst», erklärte Parzinger. «Diese Art eines die Kultur abwertenden Protests verurteilen wir scharf!" Die Ziele der Aktivisten bezeichnete er als "ehrenwert", die angewandten Mittel seien es aber keinesfalls. "Naturerbe und Weltkulturerbe gehören zusammen, man kann nicht das eine gegen das andere ausspielen", sagte er.