Das indonesische Kollektiv Ruangrupa sei seinem eigenen Anspruch nicht gerecht geworden, sagte Mendel in der "Frankfurter Rundschau". "Sie haben zwar gesagt, dass alles Lumbung sei und alle mitreden dürften, dass sie hier seien, um zu lernen, aber ihr Verhalten war durchaus autoritär, auch im Umgang mit dem Expertengremium."
Wissenschaftliche Kritik als Falschinterpretation herunterzuspielen oder sie gar als Rassismus darzustellen, sei nicht zielführend. "Offenheit und Lernwillen konnte ich beim Kuratorenkollektiv nicht erkennen", sagte Mendel. "Es wäre wichtig gewesen, unterschiedliche Lesarten nebeneinander gelten zu lassen."
Es habe nie wirklich Diskussionsräume gegeben, bilanzierte Mendel kurz vor dem Ende der Laufzeit der Ausstellung an diesem Sonntag. Jedes Lager habe sich in seinen Positionen festgefahren: "Die eine Seite sieht überall Antisemitismus, äußert undifferenzierte Vorwürfe bis zum Schluss und hat keine Scheu, die gesamte Documenta als antisemitische Veranstaltung zu diffamieren", so Mendel. "Und die andere Seite sieht nur eine Hexenjagd und Rassismus überall – und erkennt Antisemitismus nur, wenn er aus der rechten Ecke kommt."
Die Leidtragenden seien unter anderem Künstlerinnen und Künstler aus Ländern wie etwa Namibia, Kenia und Kuba gewesen, die mit diesem Konflikt erst mal nichts zu tun gehabt hätten.
Mendel war als Berater der Documenta tätig, nachdem dort ein Werk mit antisemitischer Bildsprache abgebaut worden war, zog sich später aber zurück. Der Grund dafür sei gewesen, dass "scheinbar niemand für irgendetwas verantwortlich" gewesen sei, sagte Mendel. "Das muss für die kommende Documenta geklärt werden."